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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0035
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z. Die Anfänge.

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welches Paolo Romano im Jahre stsSO im Vatican für eins der Thore im Lortile del
Mareschallo arbeitete, und für welches er zehn Dukaten erhielt.*) (Abb. j6). Wenige
Jahre später entstand jenes berühmte Tympanonrelief über den: Eingänge von San
Giacomo degli Spagnuoli auf der Piazza Navona, wo Paolo Romano feine Uunst
im Wettstreit mit Mino da Fiesole zeigt. Pier hat nänüich jeder der Aünstler einen
der zwei wappentragenden Engel gemeißelt und in großen Buchstaben mit seinem
Namen bezeichnet. Der des Römers ist plump in der Bewegung, treuherzig im
Ausdruck, mühsam in den engen Rahmen eingezwängt, der des Florentiners bewegt
sich mit Anmut und Grazie so frei und schwebend auf der anderen Seite, daß
man meint, er fei nur eben ganz zufällig dort hineingeflattert. Mino da Fiesole
ist mit Paolo Romano auch an der Benediktionskanzel Pius' II. thätig gewesen,
und neben ihm erscheint in den Rechnungen Isaia von Pisa, dessen noch in Rom
erhaltene Werke, das Grabmal Eugens IV. in S. Salvatore in Lauro, der Sarkophag
der hl. Monica in San Agostino, Fragmente vom Andreastabernakel in den vati-
canischen Grotten, in seltsamem Mißverhältnis zu den überschwenglichen Ruhmes-
erhebungen stehen, die den: Aünstler von zeitgenössischen Dichtern zu teil geworden
sind. Paolo Romano und Isaia da Pisa wurden jedenfalls in ihrem Ruhme sehr
bald von Mino da Fiesole überstrahlt, der allerdings noch vor den: Tode Pius' II.
Rom verlassen hat und erst am Ende der Regierung Pauls II. in die ewige Stadt
zurückgekehrt ist.
Der Papst, unter dessen Regierung sich zuerst in der Skulptur eine römische
Lokalschule entwickelte, hat der Malerei überhaupt keine größeren Aufgaben gestellt
und sich in der Architektur auf die Wiederherstellung der Mauern, Brücken und
Airchen beschränkt. Auch darin ganz das Gegenbild Nicolaus' V., der für die
erhabene Trümmerwelt Roms so wenig Verständnis gezeigt hatte, liebte er es, in
der Villa Padrians schwermütigen Betrachtungen über die Vergänglichkeit alles
Irdischen nachzuhängen; nicht ein neu zu gründendes Rom, wohl aber die versunkene
Pracht des alten beschäftigte seine Phantasie, und in Poesie und Prosa hat uns
der geistreichste Papst der Renaissance formvollendete Ergüsse, stimmungsvolle
Naturschilderungen hinterlassen, in denen sich seit Petrarca zum ersten Male wieder
ein innerliches Verhältnis zu del: Ruinen Roms und ihrer stille::, träumenden
Eampagna offenbart.

P Keiner der neueren Biographen Paolo Romanos hat meines Wissens diese äußerst tüchtige
Arbeit des Meisters erkannt und mit dem auch in der Jahreszahl genau übereinstimmenden Ein-
trag in den päpstlichen Rechnungsbüchern in Beziehung gebracht. Vergl. A. Bertolotti, Rexert.
für Kunstwissensch. IV (188t), x. ^29.
 
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