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Rom in der Renaissance.
lichen Gewänder, in starrer Todesruhe hingestreckt, begegnen uns alle wie die ge-
waltigen Söhne einer großen Mutter; in ihnen hat das stolze Aollegium des
römischen Senats noch einmal wieder Leben und Gestalt gewonnen.
Den: Isaia von Pisa gebührt der Ruhm, in: Monument Lugens IV. (st s^?)
zuerst den Typus aufgestellt zu haben, der mehr als ein halbes Jahrhundert, in
mannigfachen Abänderungen allerdings, für die römische Grabskulptur maßgebend ge-
blieben ist (Abb. s8). Zwar blieben die Grundgedanken dieselben, wie bei den älteren
Tosmatengräbern in Aracoeli, S. Maria Maggiore und S. Maria sopra Minerva:
die ruhende Gestalt des Toten auf hohen: Postament, dienende Engel, Madonnen
und Heilige in Mofaik und Farben ausgeführt. Aber in: Eugensmonument wurden
die Renaissanceformen zuerst auf den architektonischen Aufbau des Grabmales
angewandt, Mosaikornamente verschwinden ganz, der Malerei wird nur noch selten
ein beschränkter Raun: gestattet, dagegen füllen sich Nischen nnd Lünetten mit Marmor-
statuen und Reliefs, und unten am Sockel werden die Verdienste des Toten, seine
ahnenreiche Herkunft, seine Tugenden und Erfolge in ruhmrediger Inschrift gepriesen.
Meist fassen die Wappenschilder des Verstorbenen diese Inschrift ein, reichgearbeitete
Pilaster oder Statuen von Allegorien und Heiligen flankieren das Denkmal rechts und
links, das ein Architrav nach oben abschließt. Zwischen dein letzteren und der
Grabfigur ist gewöhnlich ein weiter, luftiger Raun:, den die Madonna mit dienenden
Engeln und Heiligen einnimmt; den krönenden Abfchluß endlich bilden Akroterien
oder Lünetten, die auf dem antiken Gebälkstück ruhen. Plus den: Palast ins enge
Haus^ — das scheint von diesen Kirchenfürsten nicht zu gelten, die sich so bequem
auf marmornen: Ruhebett strecken, in den: stolzen geräumigen Gehäuse, wo ihnen
selbst die Luft zum Atmen nicht zu fehlen scheint. Das mitrengeschmückte Haupt
auf weichen Polstern ruhend, die Anne über die Brust gekreuzt, scheinen sie friedlich
zu schlummern, unter sich an: Sockel die Inschrift, welche den: Vorübergehenden
den Preis ihrer irdischen Wallfahrt verkündet, über sich die Gottesmutter, die Apostel-
fürsten, den Namensheiligen, kurz, alle die Himmelsbewohner, deren Fürbitte der
Tote einst in: Leben sein ewiges Heil empfohlen Hatte.
Die Meister dieser Grabdenkmäler, welche am Ausgange des Hjuattrocento ihre
höchste Blüte erreicht haben, sind fast niemals Römer gewesen. Eine einzige über-
arbeitete Grabstatue ist von Paolo Romano in S. Lorenzo in Damaso erhalten;
sein Nebenbuhler Mino hat die berühmtesten römischen Denkmäler geschaffen, und
Andrea Bregno mit einer tüchtigen Schule lombardischer Bildhauer hat die Ent-
wickelung der Grabskulptur in Ron: bestimmt. Fast an jeden: Denkmal begegnen
uns verschiedene Künstlerhände, häufig sogar verschiedene Schulen, nnd wir sind
geneigt, an einen sehr handwerksmäßigen Betrieb zu glauben, wenn wir beobachten,
daß die Arbeit nach den Gegenständen unter Meister und Schüler verteilt worden
ist. Mino hat vor allen: die Madonnen gemeißelt, Andrea Bregno die Engel und
Heiligen, für welche er bestimmte Typen schuf, die dann von seinen Schülern un-
zählige Male wiederholt worden sind. Neben beiden und mit ihnen zusammen
arbeiteten der Dalmatier Giovanni Dalmata und der Mailänder Luigi Tapponi,
aber während sich der erstere dem Nuno da Fiesole in ihren großen gemeinsamen
Werken ebenbürtig, ja oft überlegen zeigt, hat sich Luigi Lapponi, soweit wir seine
Rom in der Renaissance.
lichen Gewänder, in starrer Todesruhe hingestreckt, begegnen uns alle wie die ge-
waltigen Söhne einer großen Mutter; in ihnen hat das stolze Aollegium des
römischen Senats noch einmal wieder Leben und Gestalt gewonnen.
Den: Isaia von Pisa gebührt der Ruhm, in: Monument Lugens IV. (st s^?)
zuerst den Typus aufgestellt zu haben, der mehr als ein halbes Jahrhundert, in
mannigfachen Abänderungen allerdings, für die römische Grabskulptur maßgebend ge-
blieben ist (Abb. s8). Zwar blieben die Grundgedanken dieselben, wie bei den älteren
Tosmatengräbern in Aracoeli, S. Maria Maggiore und S. Maria sopra Minerva:
die ruhende Gestalt des Toten auf hohen: Postament, dienende Engel, Madonnen
und Heilige in Mofaik und Farben ausgeführt. Aber in: Eugensmonument wurden
die Renaissanceformen zuerst auf den architektonischen Aufbau des Grabmales
angewandt, Mosaikornamente verschwinden ganz, der Malerei wird nur noch selten
ein beschränkter Raun: gestattet, dagegen füllen sich Nischen nnd Lünetten mit Marmor-
statuen und Reliefs, und unten am Sockel werden die Verdienste des Toten, seine
ahnenreiche Herkunft, seine Tugenden und Erfolge in ruhmrediger Inschrift gepriesen.
Meist fassen die Wappenschilder des Verstorbenen diese Inschrift ein, reichgearbeitete
Pilaster oder Statuen von Allegorien und Heiligen flankieren das Denkmal rechts und
links, das ein Architrav nach oben abschließt. Zwischen dein letzteren und der
Grabfigur ist gewöhnlich ein weiter, luftiger Raun:, den die Madonna mit dienenden
Engeln und Heiligen einnimmt; den krönenden Abfchluß endlich bilden Akroterien
oder Lünetten, die auf dem antiken Gebälkstück ruhen. Plus den: Palast ins enge
Haus^ — das scheint von diesen Kirchenfürsten nicht zu gelten, die sich so bequem
auf marmornen: Ruhebett strecken, in den: stolzen geräumigen Gehäuse, wo ihnen
selbst die Luft zum Atmen nicht zu fehlen scheint. Das mitrengeschmückte Haupt
auf weichen Polstern ruhend, die Anne über die Brust gekreuzt, scheinen sie friedlich
zu schlummern, unter sich an: Sockel die Inschrift, welche den: Vorübergehenden
den Preis ihrer irdischen Wallfahrt verkündet, über sich die Gottesmutter, die Apostel-
fürsten, den Namensheiligen, kurz, alle die Himmelsbewohner, deren Fürbitte der
Tote einst in: Leben sein ewiges Heil empfohlen Hatte.
Die Meister dieser Grabdenkmäler, welche am Ausgange des Hjuattrocento ihre
höchste Blüte erreicht haben, sind fast niemals Römer gewesen. Eine einzige über-
arbeitete Grabstatue ist von Paolo Romano in S. Lorenzo in Damaso erhalten;
sein Nebenbuhler Mino hat die berühmtesten römischen Denkmäler geschaffen, und
Andrea Bregno mit einer tüchtigen Schule lombardischer Bildhauer hat die Ent-
wickelung der Grabskulptur in Ron: bestimmt. Fast an jeden: Denkmal begegnen
uns verschiedene Künstlerhände, häufig sogar verschiedene Schulen, nnd wir sind
geneigt, an einen sehr handwerksmäßigen Betrieb zu glauben, wenn wir beobachten,
daß die Arbeit nach den Gegenständen unter Meister und Schüler verteilt worden
ist. Mino hat vor allen: die Madonnen gemeißelt, Andrea Bregno die Engel und
Heiligen, für welche er bestimmte Typen schuf, die dann von seinen Schülern un-
zählige Male wiederholt worden sind. Neben beiden und mit ihnen zusammen
arbeiteten der Dalmatier Giovanni Dalmata und der Mailänder Luigi Tapponi,
aber während sich der erstere dem Nuno da Fiesole in ihren großen gemeinsamen
Werken ebenbürtig, ja oft überlegen zeigt, hat sich Luigi Lapponi, soweit wir seine