3. Sirius IV.
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Grieche Argyropulos und wiederum neben diesem der wackere Giovanni Tornabuoni,
den Ghirlandajo noch einmal in seiner berühmten Ghorkapelle in 5. Maria Novella
gemalt hat. Welch ein tüchtiges Geschlecht, und wie schlicht und wahr ist cs hier
geschildert; man liest ihnen allen den Stolz und die Freude aus den Augen, mit
welcher sie vor ihrem §ieblingskünstler erschienen sind, um sich im Bilde in der
päpstlichen Aapelle verewigt zu sehen. Gin trübes Grau verschleiert heute die berg-
umsäumte Flußlandschaft, wo in: Mittelgründe ein Gehülse Ghirlandajos links
den Rus der ersten Jünger von den Netzen, rechts die Erwählung des Jakobus und
Iohannes geschildert hat.
62. Sixtinische Kapelle. Losimo Rosselli. Die Gesetzgebung auf Sinai.
Auch' in der Gesetzgebung auf Sinai und in der Bergpredigt sind die Farben
nachgedunkelt und zum größten Teil zerstört. Bon all den: goldenen Glanz, der
einst gerade diese Fresken zierte und ihnen besondere, unverdiente Anerkennung vom
Papste eintrug, ist nichts mehr erhalten. Sie zeigen sich heute vielmehr ganz offen
in aller ihrer Mittelmäßigkeit, nachdem der reiche Goldauftrag, durch den Rosselli
nach Vasaris Erzählung seine Schwäche zu verdecken suchte, verschwunden ist. Schon
in der Komposition fehlte diesem Florentiner jegliches Geschick; gleichwertig stellt
er die Scenen nebeneinander, und es gelingt ihm nicht, auch nur sür eine derselben
unser Interesse zu erregen. Die typologischen Beziehungen sind dagegen mit größter
Treue aufrecht erhalten, Gesetz und Evangelium nach uralten Mustern einander
gegenübergestellt. Von Engelscharen umringt, überreicht Gott-Vater dem knieenden
Moses oben auf Sinai die Tafeln des Gesetzes, während ein wenig tiefer sein
Begleiter Josua schlafend die vierzig Tage und vierzig Nächte verbringt (Abb. 62).
Steinmann, Roni in der Renaissance. 10
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Grieche Argyropulos und wiederum neben diesem der wackere Giovanni Tornabuoni,
den Ghirlandajo noch einmal in seiner berühmten Ghorkapelle in 5. Maria Novella
gemalt hat. Welch ein tüchtiges Geschlecht, und wie schlicht und wahr ist cs hier
geschildert; man liest ihnen allen den Stolz und die Freude aus den Augen, mit
welcher sie vor ihrem §ieblingskünstler erschienen sind, um sich im Bilde in der
päpstlichen Aapelle verewigt zu sehen. Gin trübes Grau verschleiert heute die berg-
umsäumte Flußlandschaft, wo in: Mittelgründe ein Gehülse Ghirlandajos links
den Rus der ersten Jünger von den Netzen, rechts die Erwählung des Jakobus und
Iohannes geschildert hat.
62. Sixtinische Kapelle. Losimo Rosselli. Die Gesetzgebung auf Sinai.
Auch' in der Gesetzgebung auf Sinai und in der Bergpredigt sind die Farben
nachgedunkelt und zum größten Teil zerstört. Bon all den: goldenen Glanz, der
einst gerade diese Fresken zierte und ihnen besondere, unverdiente Anerkennung vom
Papste eintrug, ist nichts mehr erhalten. Sie zeigen sich heute vielmehr ganz offen
in aller ihrer Mittelmäßigkeit, nachdem der reiche Goldauftrag, durch den Rosselli
nach Vasaris Erzählung seine Schwäche zu verdecken suchte, verschwunden ist. Schon
in der Komposition fehlte diesem Florentiner jegliches Geschick; gleichwertig stellt
er die Scenen nebeneinander, und es gelingt ihm nicht, auch nur sür eine derselben
unser Interesse zu erregen. Die typologischen Beziehungen sind dagegen mit größter
Treue aufrecht erhalten, Gesetz und Evangelium nach uralten Mustern einander
gegenübergestellt. Von Engelscharen umringt, überreicht Gott-Vater dem knieenden
Moses oben auf Sinai die Tafeln des Gesetzes, während ein wenig tiefer sein
Begleiter Josua schlafend die vierzig Tage und vierzig Nächte verbringt (Abb. 62).
Steinmann, Roni in der Renaissance. 10