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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0106
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Rom in der Renaissance.

einen besonders festlichen Eharakter verleiht. Gben links in einein kleinen Aapellen-
raume kniet St. Thonias, von lilientragenden Engeln begleitet, betend vor einem
Erucifirus, der den heiligen niit deii Worteii begrüßt: bene 8crip8i8ti be me, Tbomu
(Abb. 72). Lin Grdensbruder flieht entsetzt davon, während gegenüber schon ein
Jüngling niit flatternden haaren und unordentlich über die Schultern geworfenen
Gewändern staunenden Zuhörern das Wunder verkündigt. Oli der Butte des
Vordergrundes sieht nian ein ähnliches Intermezzo, wie in der Bergpredigt Losimo
Rossellis: ein Hallniaktes jdutto ivird voii eineni f?udel angegriffen und hat erschreckt
sein Frühstück fallen laßen. Diese Episode, auf welche sich das Auge des Beschauers


75. S. Maria sopra Minerva. Filippow Lippi. Verherrlichung der Lehre des H. Dominicus.

unwillkürlich zuerst richtet, kündet sofort die Auffassung Filippinos an, dessen Gemälde
in lauter Einzelheiten zerfällt, die der geschlossene architektonische Rahmen nur
mühsam zusammenfügt. Die Nebenpersonen rechts drängen sich dem Auge stärker
auf, wie der Bauptvorgang liuks, weil sie größer geinalt sind, aber die perspektivische
Behandlung wirkt nicht überzeugend. (Feder Buttelpunkt fehlt, und ein organischer
Zusammenbang zwischen dem Wunder und seiner Verkündigung ist nicht vorhanden.
Die Verzückung, welche sich in Buenen und Gebärden des hl. Thomas ausspricht,
streift schon die Bebertreibung, die den Genuß der späteren Werke Filippinos
beeinträchtigt, während die junge Frau im lang herabhängenden weißen Schleiertuch
niit dein Rosenkranz in der erhobenen Linken durch dieselbe sinnige Anmut eutzückt,
ivie die frühen Burdonnenbilder des Weisters.
 
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