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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0154
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Rom in der Renaissance.

zwischen Heidentum und Christentum wird durch die Tugenden, die sie beide ver-
ehren, durch die ewig unverlierbaren geistigen Güter, die heidnische und christliche
Dichter beide gepriesen haben, abgeschwächt; im Parnaß vor allem, der nicht
umsonst seinen Platz zwischen Disputa und Schule von Athen gefunden hat, wird
gleichsam die Versöhnung gefeiert. Hier fragt man nicht mehr, ob Thrift oder
Heide, denn derselbe göttliche Gdenr hat sie alle angeweht. Tin Glaube, eine
Hoffnung, eine Liebe beseelt die Dichter und Denker aller Zeiten, auf der Höhe
des heiligen Hügels erscheint Dante neben Homer, und die größten christlichen


;;s. 5tanza della Legnatura. Die Gerechtigkeit.

Dichter haben sich mit ihren heidnischen Brüdern um Apollo und die Blusen
geschart.
So unerschöpflich an Gedanken und Beziehungen uns heute auch der Bilder-
kreis der Stanza della Segnatura erscheinen mag, so tiefsinnig auch Raphael sein
Thema entwickelt und ausgestaltet hat, das Fundament, auf welches er seinen
Wunderbau errichtete, ist in einfach klaren Zügen schon in den Anschauungen des
Mittelalters gegründet. Wenn der Urbinate in der Reimchronik seines Vaters die
Stelle aufschlug, wo die Bibliothek in Urbino beschrieben wird, so sah er, daß die
reichen Bücherschätze seines Herzogs in vier Gruppen eingeteilt waren, daß seine
Zeit in Theologie, Philosophie, Dichtkunst und Jurisprudenz alles Wissen und
 
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