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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0169
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5. Julius II.

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Athen besser als irgendwo anders begreifen, warum sich in Raphael alle Ideale
der Renaissancekunst erfüllen mußten. Als Pollajuolo am Trzgrabe Sixtus' IV.
die sieben freien Rünste bildete, durfte er sich nach ehrwürdigen! Brauche mit den
Allegorieen allein begnügen; Pinturicchio hat wenigstens schon im Appartamento
Borgia um seine thronenden Frauengestalten einen Areis ihrer antiken und
modernen Verehrer gesammelt. Aber erst Raphael versetzte die Allegorie mit
kühnem Griff als Hüterin des großen Philosophentempels an die Decke, erst in
seiner Phantasie verwandelten sich die toten Begriffe in lebendige Aktion, und ans


13p Stanza della Segnatura. Schule von Athen.
Plato und Aristoteles.

den sieben sreien Rünsten entwickelte er in unvergleichlich großartiger Schilderung
eine ideale Vereinigung ihrer vornehmsten Vertreter.
Niemand anders als Bramante soll die Zeichnung entworfen Haben für die
majestätische Halle mit dem Ruppelban im Hintergründe, der das Ideal verwirk-
lichen mag, welches dem kühnen Architekten für seine Peterskuppel vorschwebte.
Apollo und Minerva werden in den Nischen der Fassade sichtbar, und ihre Be-
deutung als Beschützer der gelehrten Menge unter ihnen braucht nicht erst erklärt
zu werden. Wie im unteren Teile der Disputa, so entwickelt sich auch hier die
Roniposition auf stufenweise emporsteigendem Plane, aber wie vollendet ist hier
die Runst der Perspektive gehandhabt, wie zwanglos verteilen sich hier die Personen,
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