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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0011
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(Vorrede.
^er Titel des Luches verspricht mehr wie sein Inhalt halten kann, doch
empfahl er sich durch seine Kürze. Die Römische Renaissance — wenn man den
Ausdruck überhaupt gebrauchen darf — konnte nicht einmal, was die Aunst an-
langt, in allen ihren Erscheinungen hier behandelt werden, und ihre Entwicklung ist
nicht bis zum letzten Ende durchgeführt. Mancher wird nur ungern einen Führer
durch das reizende Paradies der Farnesina-Fresken vermissen und sich in seinen
Erwartungen getäuscht sehen, wenn er nichts mehr von den Schauern des jüngsten
Gerichtes in der sixlinischen Kapelle vernimmt. Mag inan es den: Verfasser ver-
zeihen, wenn er hier schon Anfang und Ende einer neuen Aufgabe zu erkennen
glaubt, die vielleicht fpäter einmal unternommen werden kann.
Es schien so verlockend und rechtfertigt sich von selbst, die Grenzen der
Arbeit zwischen zwei so große Namen zu legen, wie Nikolaus V. und Iulius II.
Wir führen den Leser langsam hinauf aus die Höhe, und wir verlassen ihn dort,
wo sich das Bild der ewigen Stadt, wie Iulius II. sie neugegründet hatte, in un-
vergleichlicher Herrlichkeit vor seinen Augen ausbreitet. Denn unter keinem Papste
ist so vieles und so großes vollendet worden, und niemals ließ das Unvollendete
sicherer auf einen glänzenden Ausbau hoffen. Zu erzählen, wie Leo X. diese
Erwartungen getäuscht hat, hieße die Seele des Lesers mit Schmerz und Bitterkeit
erfüllen. Und warum wollen wir seine Stimmung trüben, warum ihn stören in
der Betrachtung eines erhabenen Schauspieles, das ihn erheben und beglücken muß?
Denn der Niederganz der Renaissance beginnt viel früher als man gewöhnlich an-
nimmt, und gerade im langsamen, genußvollen Aufwärtssteigen lag der unbeschreibliche
Reiz der hier versuchten Aufgabe.
Das Buch soll dem Romfahrer als Wegweiser dienen durch die Schätze der
Renaissancekunst, so rechtfertigt es sich von selbst, daß die Malerei in der Schilderung
die erste Stelle einnimmt. Denn es sind die monumentalen Freskencyklen, die unser
Auge in Rom am meisten fesseln.
 
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