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Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0131
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H. Innocenz VIII. und Alexander VI.

117

Malereien von unaussprechlicher Heiterkeit und Anmut, ein farbenprächtiger Teppich,
der sich aus lauter Einzelmotiven zu ruhig schöner Harmonie zusanunenfügt (Abb. 93).
Mit derselben 5orgfalt, mit welcher 5t. Lucas da oben, den der hellrote Mantel so
prächtig kleidet, sein Madonnenbildchen uralt, hat der umbrische Künstler dies
Wunder in Farben geschaffen, dessen Grundtöne rot, blau, gold und grün die
Mäntel der Kirchenväter angeben, die 5äulen und Träger der ganzen Komposition,
welche einen Raphael so entzückte, daß er für die Decke der Tamera della 5egnatura
nicht mehr nach neuen Dekorationsmotiven suchte und seine tiefen Gedanken einfach


95. St. Peter. Michelangelo. Pietn.

in Hinturicchios leichtes Formengerüft einfügte, Zur kleinen Thorbau von 5. Maria
del jDopolo, der allein in dieser Kirche noch seinen Tharakter treu bewahrt hat, weht
uns zuerst der Odern einer neuen Zeit entgegen, unverhohlen sprechen sich in
Bramantes Architektur, in 5ansovinos Elastik die Zdeale der Hochrenaissance aus.
Za, der Genius Zulius' II., der es sowohl verstand, seine Künstler mit der Thatkraft,
die ihn selbst erfüllte, zu beseelen, hat auch den umbrischen Maler über sich selbst
hinausgehoben, und wir spüren beim Anblick dieser Deckenfresken, mit denen er
sein großes Künstlerwerk in Rom so glorreich abschloß, deutlich das Bestreben,
Echritt zu halten mit der neuen Zeit, durch Farbenpracht und Formenschönheit
den Mangel an Empfindung zu ersetzen.
 
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