5. Julius II.
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am tiefsten erregt, und noch die vier Airchenväter erscheinen in angespannter
geistiger Thätigkeit, des Schauens und Denkens, des forschens und Erklärens. Rechts
Hinter Augustin erscheinen Thomas von Aquino, Innocenz III. und San Bonaventura,
alle drei noch beteiligt an der Erforschung und Feststellung der Glaubenslehre,
uni welche sich nach der Meinung Julius' II. auch Sixtus IV. so hohe Verdienste
erworben hatte, daß er hier vor den: lorbeergekrönten Dante, vor dem kahlköpfigen
Savonarola in vollem priesterlichen Ornat die Stufen zum Altar emporschreiten
durfte. Auch links sind zahlreiche Porträte zwischen die Zdealgestalten eingeschoben,
deren Namen sich nicht mehr ermitteln lassen. Aönnten wir die beiden mitren-
geschmückten Aardinäle hier namentlich bestimmen, so würden wir wohl auch die
127. Stanza della Segnatura. Mittelgruppe aus dem Parnaß.
Theologen kennen, denen der Urbinate die stoffliche Anregung für sein tiefsinnigstes
Freskobild in der Ltanza della Segnatura verdankt, welches zugleich mit Recht als
seine höchste malerische Leistung gepriesen wird.
Wie erleichtert mochte Raphael aufatmen, als das große Werk der Disputa
vollendet lvar, als er sich aus dem ernsten Areise der Gelehrten und Theologen in
die heitere Gesellschaft der Sänger und Poeten flüchten konnte, denen er sich selbst
so innerlich verwandt fühlen mußte. Frei von jedem Zwange, an keine Ueber-
lieferung gebunden, konnte er wählen und verwerfen, schaffen und zerstören, denn
die Aufgabe, die Dichter aller Zeiten in idealer Gemeinschaft zu vereinigen, war
überhaupt noch niemals an einen Aünstler Herangetreten. Darum giebt es hier
oben auf dem Parnaß (Abb. s26) auch nichts zu erklären und zu deuten: Apoll nnd die
Musen haben sich am plätschernden Pelicon zusammengefunden, und die Dichter,
heidnische und christliche, ohne Unterschied, haben sich um ihren Gott geschart.
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am tiefsten erregt, und noch die vier Airchenväter erscheinen in angespannter
geistiger Thätigkeit, des Schauens und Denkens, des forschens und Erklärens. Rechts
Hinter Augustin erscheinen Thomas von Aquino, Innocenz III. und San Bonaventura,
alle drei noch beteiligt an der Erforschung und Feststellung der Glaubenslehre,
uni welche sich nach der Meinung Julius' II. auch Sixtus IV. so hohe Verdienste
erworben hatte, daß er hier vor den: lorbeergekrönten Dante, vor dem kahlköpfigen
Savonarola in vollem priesterlichen Ornat die Stufen zum Altar emporschreiten
durfte. Auch links sind zahlreiche Porträte zwischen die Zdealgestalten eingeschoben,
deren Namen sich nicht mehr ermitteln lassen. Aönnten wir die beiden mitren-
geschmückten Aardinäle hier namentlich bestimmen, so würden wir wohl auch die
127. Stanza della Segnatura. Mittelgruppe aus dem Parnaß.
Theologen kennen, denen der Urbinate die stoffliche Anregung für sein tiefsinnigstes
Freskobild in der Ltanza della Segnatura verdankt, welches zugleich mit Recht als
seine höchste malerische Leistung gepriesen wird.
Wie erleichtert mochte Raphael aufatmen, als das große Werk der Disputa
vollendet lvar, als er sich aus dem ernsten Areise der Gelehrten und Theologen in
die heitere Gesellschaft der Sänger und Poeten flüchten konnte, denen er sich selbst
so innerlich verwandt fühlen mußte. Frei von jedem Zwange, an keine Ueber-
lieferung gebunden, konnte er wählen und verwerfen, schaffen und zerstören, denn
die Aufgabe, die Dichter aller Zeiten in idealer Gemeinschaft zu vereinigen, war
überhaupt noch niemals an einen Aünstler Herangetreten. Darum giebt es hier
oben auf dem Parnaß (Abb. s26) auch nichts zu erklären und zu deuten: Apoll nnd die
Musen haben sich am plätschernden Pelicon zusammengefunden, und die Dichter,
heidnische und christliche, ohne Unterschied, haben sich um ihren Gott geschart.