Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Steinmann, Ernst
Rom in der Renaissance: von Nicolaus V. bis auf Julius II. — Berühmte Kunststätten, Band 3: Leipzig: Seemann, 1899

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74094#0029
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
^. Die Anfänge.

15

Fra Giovanni Angelico war über sechzig Jahre alt, als er die Fresken in
der Nicolauskapelle begann, und doch beweist er noch im Fortgang seiner Arbeit die
größte Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln. Man vergleiche nur die Diakonenweihe
des Stephanus mit der des Laurentius in der unteren Bilderreihe (Abb. hh). Wieviel ge-
schlossener, wieviel richtiger in seinem Verhältnis zu den Menschen ist in der letzteren der
architektonische Hintergrund ausgefaßt, augenscheinlich eine Erinnerung an Michelozzos
Alosterbibliothek in San Marco, wieviel ungezwungener ist die Gruppierung, wie-
viel bewegter ist der Vorgang geschildert. Die Würdenträger der Airche, die Priester


ZS. Fra Giovanni Angelico. Der h. Laurentius vor dem Richter.

und Diakonen, wie der Papst selber ewiger fügend sich erfreuend, bewegen sich frei
und sicher in der säulengetragenen Halle, eine festliche, bei aller idealen Auffassung
doch fein und sicher charakterisierte Versammlung von lauter Heiligen. Die fromme
Würde des liebevoll Aelch und Hostie darreichenden Papstes, in dem man deutlich
die Züge Nicolaus' V. erkennt, die kindliche Demut des Laurentius, der iu zitternd
sehnsuchtsvoller Erwartung in die Anie gesunken ist, verleihen dem Akt eine tief-
religiöse Weihe, der überdies durch den ruhigen Ernst, der alle Teilnehmer beseelt,
durch den großartig-einfachen Eharakter der glänzenden Säulenhalle einen Zug von
monumentaler Größe erhält. Hat sich doch selbst ein Mann wie Melozzo da Forli
an Fra Angelico inspiriert, als er für Sixtus IV. das berühmte Fresko malte, welches
den Papst als Gründer der vaticanifchen Bibliothek verherrlicht. Neberdies ist die
 
Annotationen