3. Sixtus IV.
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,dürfen wir doch die Wohlfahrt und Größe unserer Hauptstadt niemals außer acht
lassen. Denn ihr vor allen:, die das Haupt der Erde ist und als Litz der Apostel-
fürsten vor jeder anderen Stadt den Vorrang behauptet, geziemt es, auch äußerlich
die sauberste und schönste Stadt zu sein/ ^n der That, das stolze Bewußtsein der
alten Römer, daß die Sonne auf dem ganzen Grdball nichts Herrlicheres finden
könne, als ihre Stadt, erfüllte die Seele des neuen Papstes; die von antiken Erinne-
rungen beständig genährten Ruhmesgedanken Nicolaus' V. bemächtigten sich seiner
lebendigen Phantasie. And derselbe Alaun, dessen verhängnisvolle Schwäche für
seine Günstlinge und Nepoten uns oft verächtlich erscheinen will, wird uns ver-
ehrungswürdig, wenn wir sehen,
wie er willig seine Schätze leerte,
Rom und die Römer mit allen
Geschenken einer neu erwachten
Aultur zu beglücken. Sofort nach
seinem Regierungsantritt begann er
die Straßen zu erweitern und zu ver-
bessern, die Wasserleitungen wurden
wiederhergestellt, und im Frühjahr
des Jahres HH73 legte er selbst in
feierlicher Teremonis den Grund-
stein einer neuen Tiberbrücke. Schon
nach zwei Fahren war das Werk
vollendet und wurde von den Pilger-
scharen benutzt, die zum Jubiläum
nach Rom kamen und mit Staunen
und Bewunderung an all den Hoch-
ragenden Monumenten der neuen
Roma das Wappen und den Namen
eines Franziskanermönches be-
trachten mochten. Eben danials
wurde auch an dem großen Spital
von S. Spirito, im Borgo nuovo
an der Tibermündung gelegen,
^7. Sixtinische Kapelle. Ghirlandajo. Lin
Papstmärtyrer.
mit rastloser Thätigkeit gearbeitet, aber erst im Beginn der achtziger Jahre
gelangte dies preiswürdige Unternehmen zum Abschluß. Sixtus IV. Hat sich
dieser Stiftung besonders gefreut, an den Hochwänden der Urankensäle ließ er seine
Tebensgeschichte ausführlich von allerdings wenig geübten Aünstlerhänden erzählen,
und das herrlich gemeißelte Abarmorportal verkündet noch heute an einem Seiten-
eingange den Ruhm des Erbauers, nachdem die glänzende Fassade späteren Anbauten
zum Opfer gefallet! ist. Einer Bruderschaft zum heiligen Geist wurde die Pflege
der Aranken, die Sorge für die Pilger und Findlinge anvertraut, und Sixtus IV.
ist selber dem neuen Orden mit seinen Aardinälen beigetreten, deren eigenhändige
Namenszüge sich noch heute im Bruderschaftsbuche des Archives von S. Spirito
erhalten haben.
Steinmann, Rom in der Renaissance.
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,dürfen wir doch die Wohlfahrt und Größe unserer Hauptstadt niemals außer acht
lassen. Denn ihr vor allen:, die das Haupt der Erde ist und als Litz der Apostel-
fürsten vor jeder anderen Stadt den Vorrang behauptet, geziemt es, auch äußerlich
die sauberste und schönste Stadt zu sein/ ^n der That, das stolze Bewußtsein der
alten Römer, daß die Sonne auf dem ganzen Grdball nichts Herrlicheres finden
könne, als ihre Stadt, erfüllte die Seele des neuen Papstes; die von antiken Erinne-
rungen beständig genährten Ruhmesgedanken Nicolaus' V. bemächtigten sich seiner
lebendigen Phantasie. And derselbe Alaun, dessen verhängnisvolle Schwäche für
seine Günstlinge und Nepoten uns oft verächtlich erscheinen will, wird uns ver-
ehrungswürdig, wenn wir sehen,
wie er willig seine Schätze leerte,
Rom und die Römer mit allen
Geschenken einer neu erwachten
Aultur zu beglücken. Sofort nach
seinem Regierungsantritt begann er
die Straßen zu erweitern und zu ver-
bessern, die Wasserleitungen wurden
wiederhergestellt, und im Frühjahr
des Jahres HH73 legte er selbst in
feierlicher Teremonis den Grund-
stein einer neuen Tiberbrücke. Schon
nach zwei Fahren war das Werk
vollendet und wurde von den Pilger-
scharen benutzt, die zum Jubiläum
nach Rom kamen und mit Staunen
und Bewunderung an all den Hoch-
ragenden Monumenten der neuen
Roma das Wappen und den Namen
eines Franziskanermönches be-
trachten mochten. Eben danials
wurde auch an dem großen Spital
von S. Spirito, im Borgo nuovo
an der Tibermündung gelegen,
^7. Sixtinische Kapelle. Ghirlandajo. Lin
Papstmärtyrer.
mit rastloser Thätigkeit gearbeitet, aber erst im Beginn der achtziger Jahre
gelangte dies preiswürdige Unternehmen zum Abschluß. Sixtus IV. Hat sich
dieser Stiftung besonders gefreut, an den Hochwänden der Urankensäle ließ er seine
Tebensgeschichte ausführlich von allerdings wenig geübten Aünstlerhänden erzählen,
und das herrlich gemeißelte Abarmorportal verkündet noch heute an einem Seiten-
eingange den Ruhm des Erbauers, nachdem die glänzende Fassade späteren Anbauten
zum Opfer gefallet! ist. Einer Bruderschaft zum heiligen Geist wurde die Pflege
der Aranken, die Sorge für die Pilger und Findlinge anvertraut, und Sixtus IV.
ist selber dem neuen Orden mit seinen Aardinälen beigetreten, deren eigenhändige
Namenszüge sich noch heute im Bruderschaftsbuche des Archives von S. Spirito
erhalten haben.
Steinmann, Rom in der Renaissance.
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