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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0043
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TEIL I: DAS EPITAPH "HOLZSCHUHER/GRUBER" IM
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUM IN NÜRNBERG
- EINE DÜRER-REPLIK
Im Folgenden werde ich, als Konsequenz meiner weiter unten ausgeführten
These, jene Tafel im Germanischen Nationalmuseum (Inv.-Nr.165), die allge-
mein als das Holzschuher-Epitaph bzw. als die Holzschuher 'sehe Beweinung
gilt, als eine spätere Replik ansprechen, die allerdings noch zur Zeit Albrecht
Dürers gefertigt wurde. Die Tafel, die heute - weitgehend vergessen und in der
Forschung bisher unberücksichtigt - als eine »alte Kopie« in der St. Sebaldus-
kirche in Nürnberg hängt, werde ich hingegen in meinen Ausführungen als das
eigentliche originale (d.h. zeitlich vorausgehende) Holzschuher-Epitaph bezeich-
nen, nach welchem die Replik des Germanischen Nationalmuseums angefertigt
wurde. Es sei gleich an dieser Stelle auf diese Besonderheit hingewiesen, da der
entsprechende Wechsel in der Wertigkeit der beiden Holzschuher-Tafeln auch
im Aufbau der Arbeit und damit auch entsprechend im Inhaltsverzeichnis be-
rücksichtigt wurde. In Zitaten ist - um Mißverständnissen vorzubeugen - die je-
weilige, nach der hier vorgestellten These »richtige«, neue Bezeichnung in
Klammern angegeben.
1. Zur Herkunft der Tafel im Germanischen Nationalmuseum:
Wie schon der Name45 besagt, wurde46 die Tafel einst von Mitgliedern der seit
dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts in Nürnberg ansässigen, angesehenen
Patrizier-Familie47 gleichen Namens gestiftet; die Bestimmung der Tafel als eine
Stiftung der Familie Holzschuher geht auf die vermeintliche (!) alte »Kopie« in
St. Sebald [das eigentliche Original] zurück, auf der noch die originalen Wappen
erhalten sind. Das bekannte Geschlecht der Holzschuher48 war schon seit dem
Anfang des dreizehnten Jahrhunderts in Nürnberg ansässig; Mitglieder der be-
deutenden Familie waren - nachweislich seit 1304 - als Großhändler von Tuch-
waren49 sowie als Kleinhändler im Gewandschnitt tätig.50 Das Epitaph der Fami-
lie Holzschuher im Germanischen Nationalmuseum kann [mit seinem »Zwil-
ling« in der St. Sebalduskirche] zu den wenigen noch in Nürnberg verbliebenen
Dürerischen Werken gezählt werden.
 
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