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Steinraths, Felix J. F.
Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500: Holzschuher-Epitaph - Glimm'sche Beweinung - Paumgartner-Altar; Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen — Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Lang, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.74231#0111
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schuher-Tafel (GNM) dargestellten Stadtarchitektur, sowie zu anderen Details
erwarten.
2.8. Ein erster Entwurf834 (W.193/L.678) zum Holzschuher-Epitaph
Eine Federzeichnung835, die großes Gewicht auch auf die Zeichnung des Rah-
mens836 legt, wird in München in der Staatlichen Graphischen Sammlung aufbe-
wahrt. Die Entwurfsskizze, welche die Dürerforschung bis dahin übersehen
hatte, wurde erstmals durch Edmund Schilling veröffentlicht837; Schilling, der die
Holzschuhersche Beweinung »aus stilistischen Gründen« früher als die Glimm-
sche Beweinung ansetzte, datierte die »neue Zeichnung« - bestätigt durch das
sog. »geschleuderte Monogramm« (eine flüchtige Form des ligierten Mono-
gramms, bei dem das D den Querbalken des A durchschneidet) - in das Jahr
1498, da er in der Zeichnung den Entwurf Dürers zur Holzschuherschen Bewei-
nung zu erkennen glaubte, die er - unter Berücksichtigung der Stifterwappen
und der Resultate des Germanischen Nationalmuseums - in eben jenes Jahr
datierte. Wie Schilling, so sah bereits Röttinger838 in dem »ersten Entwurf, dem
flüchtigen Konzept des Nürnberger Bildes«, eine »unfraglich echte Dürer-
zeichnung«. Der These Schillings schlossen sich in der Folge - mit geringen
Varianten in der Argumentation - die meisten Kunsthistoriker839 an; noch
Anzelewsky840 nennt die Zeichnung 1991 einen »ersten Entwurf« der Beweinung
Christi für die Familie Holzschuher.
Beenken841 hingegen hielt diese Zeichnung weder für einen Entwurf für die
Nürnberger Beweinung, noch für die Münchner Beweinung vielmehr - ähnlich
wie Tietzes842 - sprach er sich für "eine Nachzeichnung nach einer fertigen und
zwar späteren Komposition"843 aus, die uns allerdings "Kunde von einem dritten
großen Beweinungsgemälde Dürers oder seiner Werkstatt"844 gebe. Ein solches
drittes Beweinungsgemälde Dürers ist uns allerdings weder erhalten geblieben,
noch haben wir andere Hinweise darauf. Tietzes845 argumentierten u.a., daß die
»Tiefenanordnung« der Stifter den Entwurf in spätere Zeit und damit aus dem
Werke Dürers weise, da die Stifter bei Dürer isokephal und parallel zur Bild-
reihe gereiht seien. Es sei jedoch an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß bereits
beim Paumgartner-Altar ein Aufbrechen dieser starren Ordnung festzustellen ist.
Eine gewisse »Tiefenanordnung« der Stifter, wie Tietzes sie auf der Münchener
Zeichnung sehen wollten, ist zudem bereits - allerdings mit Einschränkungen -
auf der Holzschuher-Tafel in einer leicht nach rechts unten abfallenden Linie der
Köpfe der männlichen Stifter angelegt: dabei war dem Künstler der Holz-
schuher-Tafel jedoch nicht an einer Tiefenordnung im perspektivischen Sinne
 
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