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und anderen „Ausländereien“ und griechisch-römischen Einzelheiten, um
mit Hasak zu sprechen. Wir photographieren und messen nicht, um eine
Reihe historischer Merkwürdigkeiten zusammen zu bekommen, sondern
prüfen vom Standpunkt des heutzeitigen Architekten, des praktische Rück-
sichten abwägenden Menschen, was mustergültig genannt und nur als
sofort verständlich und auch anwendbar in die Reihe aufgenommen werden
darf. Wir wünschen kein Historisieren beim Wiederaufbau, ebensowenig
ein Herumirren in zeitlosen Willkürlichkeiten, sondern eine gesunde, starke
Grundlage, die das Handwerk fördert und wieder selbständiger machen
und verinnerlichen kann. Den Bezirksarchitekten wollen wir mit einer
Art von Normalien die tausendfache, in ähnlichen Gestalten sich wieder-
holende Arbeit erleichtern und sie im einzelnen Fall immer wieder auf ge-
sunde Grundbedingungen zurückführen. Das sollen die selbstverständlichen
Normalien werden z. B. für wenige Meter lange einstöckige Putzbauten
mit Satteldach, bei denen die Frage „mit und ohne Erker“ überhaupt
nicht aufzuwerfen ist. Geradeso handelt es sich um allerbescheidenste
ländliche Bauaufgaben, die ohne Motivchenhascherei den besonderen Geist
der Gegend, vielleicht des Ortes atmen können und Abwandlungen im
einzelnen aus den jeweiligen Sondervorbedingungen erfahren. Mir hat es
besondere Freude gemacht, daß mir die modernsten Architekten versichert
haben, für wie gut und nötig sie solche Heimatschutzarbeit erachten. Die
guten Künstler, von denen wir hoffentlich neben den Bezirksarchitekten
recht viele in Ostpreußen am Werke sehen werden, brauchen sich in der
Freiheit ihrer Planungen im großen und einzelnen durch unsere Arbeit
in keiner Weise beschränkt zu fühlen.
Wir sammeln auch Profile von Holz- und Steingesimsen, schlichte
Formen von Türen, Fenstern, Dachaufbauten, zeichnen gute Kalkanschlüsse
an den Schornsteinen ohne Blechverwendung, machen auf Farben und
Putzarten, auf Beschläge und Verbände aufmerksam, gehen dann aber
auch auf Baumstellung vor dem Hauseingang und in den Straßen, auf
Vorgärten, Umzäunungen, auf Gehöftanlagen und' Gebäudegruppen und
auf gute kleinere städtebauliche Lösungen ein. Die Sammlung soll klassisch
in neuem Sinne sein, nicht griechisch-römisch oder verwässert bieder-
meierisch, sondern selbstverständliche Grundlage einer ostdeutschen Bau-
auffassung, die man, ich will nicht sagen, Volkskunst nennen darf, die aber
dem einfachen Mann eingeht und ihm auch für die Zukunft weiterhelfen kann.
Der Text zum Werk hat sich in diesem Sinne zu halten. Hoffentlich kommt
es in aller Kürze zu einer ähnlichen Sammlung guten Hausgerätes und zur Be-
handlung der Fragen, worin die Kunst des Einrichtens und Wohnens beruht.
Als ich vor wenigen Wochen die Tätigkeit des Bauberaters in Lötzen
kennen lernte, zeigte er mir Entwürfe der dortigen Unternehmer, die ihren
Fassaden zum Teil Skizzen aus Scherls verwünschten „Ferienhäusern der
Woche“ zugrunde legten. Es war tatsächlich höchstens von Fassaden zu
reden, der Grundriß war in der Regel ganze Widersinnigkeit. Mit diesen
Bildchen wollten die Männer in bester Absicht dem gerecht werden, was
sie unter „Heimatschutz“ verstehen. Die Feinde unserer Sache schieben
dann solche Dinge, die anfangen bei unverstandenen Mansardgiebelchen
mit Krüppelwalm und aufhören bei Kreuzsprossen im Oberlicht der Fenster,
auf unsere Rechnung. Wir haben Heimatschutzfreunde, namentlich unter
und anderen „Ausländereien“ und griechisch-römischen Einzelheiten, um
mit Hasak zu sprechen. Wir photographieren und messen nicht, um eine
Reihe historischer Merkwürdigkeiten zusammen zu bekommen, sondern
prüfen vom Standpunkt des heutzeitigen Architekten, des praktische Rück-
sichten abwägenden Menschen, was mustergültig genannt und nur als
sofort verständlich und auch anwendbar in die Reihe aufgenommen werden
darf. Wir wünschen kein Historisieren beim Wiederaufbau, ebensowenig
ein Herumirren in zeitlosen Willkürlichkeiten, sondern eine gesunde, starke
Grundlage, die das Handwerk fördert und wieder selbständiger machen
und verinnerlichen kann. Den Bezirksarchitekten wollen wir mit einer
Art von Normalien die tausendfache, in ähnlichen Gestalten sich wieder-
holende Arbeit erleichtern und sie im einzelnen Fall immer wieder auf ge-
sunde Grundbedingungen zurückführen. Das sollen die selbstverständlichen
Normalien werden z. B. für wenige Meter lange einstöckige Putzbauten
mit Satteldach, bei denen die Frage „mit und ohne Erker“ überhaupt
nicht aufzuwerfen ist. Geradeso handelt es sich um allerbescheidenste
ländliche Bauaufgaben, die ohne Motivchenhascherei den besonderen Geist
der Gegend, vielleicht des Ortes atmen können und Abwandlungen im
einzelnen aus den jeweiligen Sondervorbedingungen erfahren. Mir hat es
besondere Freude gemacht, daß mir die modernsten Architekten versichert
haben, für wie gut und nötig sie solche Heimatschutzarbeit erachten. Die
guten Künstler, von denen wir hoffentlich neben den Bezirksarchitekten
recht viele in Ostpreußen am Werke sehen werden, brauchen sich in der
Freiheit ihrer Planungen im großen und einzelnen durch unsere Arbeit
in keiner Weise beschränkt zu fühlen.
Wir sammeln auch Profile von Holz- und Steingesimsen, schlichte
Formen von Türen, Fenstern, Dachaufbauten, zeichnen gute Kalkanschlüsse
an den Schornsteinen ohne Blechverwendung, machen auf Farben und
Putzarten, auf Beschläge und Verbände aufmerksam, gehen dann aber
auch auf Baumstellung vor dem Hauseingang und in den Straßen, auf
Vorgärten, Umzäunungen, auf Gehöftanlagen und' Gebäudegruppen und
auf gute kleinere städtebauliche Lösungen ein. Die Sammlung soll klassisch
in neuem Sinne sein, nicht griechisch-römisch oder verwässert bieder-
meierisch, sondern selbstverständliche Grundlage einer ostdeutschen Bau-
auffassung, die man, ich will nicht sagen, Volkskunst nennen darf, die aber
dem einfachen Mann eingeht und ihm auch für die Zukunft weiterhelfen kann.
Der Text zum Werk hat sich in diesem Sinne zu halten. Hoffentlich kommt
es in aller Kürze zu einer ähnlichen Sammlung guten Hausgerätes und zur Be-
handlung der Fragen, worin die Kunst des Einrichtens und Wohnens beruht.
Als ich vor wenigen Wochen die Tätigkeit des Bauberaters in Lötzen
kennen lernte, zeigte er mir Entwürfe der dortigen Unternehmer, die ihren
Fassaden zum Teil Skizzen aus Scherls verwünschten „Ferienhäusern der
Woche“ zugrunde legten. Es war tatsächlich höchstens von Fassaden zu
reden, der Grundriß war in der Regel ganze Widersinnigkeit. Mit diesen
Bildchen wollten die Männer in bester Absicht dem gerecht werden, was
sie unter „Heimatschutz“ verstehen. Die Feinde unserer Sache schieben
dann solche Dinge, die anfangen bei unverstandenen Mansardgiebelchen
mit Krüppelwalm und aufhören bei Kreuzsprossen im Oberlicht der Fenster,
auf unsere Rechnung. Wir haben Heimatschutzfreunde, namentlich unter