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Kriegstagung für Denkmalpflege [Editor]
Stenographischer Bericht — Berlin, 1915

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Sonntag, den 29. August
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https://doi.org/10.11588/diglit.29910#0119
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blätter von neuen Bauernhäusern, Scheunen, ländlichen Ge-
bäuden, usw. die die Landwirtschaftskammer der Provinz Ostpreußen
hat zusammenstellen lassen, die, wenn ich recht verstanden habe, in vielen
Tausenden von Exemplaren in Ostpreußen verbreitet werden und von denen
der Herr Referent einige Abzüge hier im Saale hat aufhängen lassen.

Meine Herren! Wenn Sie sich diese Abdrücke ansehen, so werden
Sie mit mir zu der Überzeugung kommen, daß wir hier ganz außerordentlich
schlechte Lösungen verhältnismäßig einfacher Probleme vor uns sehen.
Wir haben früher schon wiederholt die Erfahrung gemacht, daß landwirt-
schaftliche Organisationen—Bauämter von Landwirtschaftskammern, Bauern-
vereinen usw. — ich will ihnen nicht zu nahe treten und daher nur sagen:
bei der Lösung solcher ländlicher Bauprobleme doch nicht immer auf der
Höhe der Entwicklung gestanden haben. Was hier hängt, ist eins der
allergefährlichsten Beispiele seiner Art, und ich fürchte, wenn das, mit der
Autorität der Landwirtschaftskammer bekleidet, ohne Kritik in die Welt
hinausgeht, so wird das sehr großen Schaden anrichten und die Tätigkeit,
die der Heimatschutzbund in Ostpreußen in diesem schwierigen Moment
auszuführen beginnt, ganz außerordentlich schädigen und lahmlegen.

Ich möchte deshalb den Gedanken zum Ausdruck bringen, ob es sich
nicht vielleicht empfiehlt, daß unsere Versammlung hier gegen diese Lösungen
in irgend einer Weise Stellung nimmt, damit sie wenigstens als Lösungen
gekennzeichnet werden, wie wir sie nicht wünschen und wie sie unter allen
Umständen vermieden werden sollten. (Lebhafter Beifall.)

Hauptmann Rehorst, Brüssel: Diesen Ausführungen kann ich nur
durchaus beistimmen, und ich möchte insbesondere den Vorschlag des
Herrn Barons Kerckerinck, daß wir formellen Protest gegen das Vorgehen
der Landwirtschaftskammer in Ostpreußen erheben, angelegentlichst unter-
stützen. Denn derartige Sachen, wie sie hier als Musterblätter ins Land
hinausgeworfen werden sollen, stürzen uns eine Arbeit von zehn Jahren
um, und das dürfen wir uns meiner Meinung nach gerade in einem solchen
Augenblick nicht gefallen lassen. (Sehr richtig!) Wir wollen nicht um-
sonst gearbeitet haben, sondern unsere Arbeit soll Früchte tragen, aber
nicht solche, die einen derartigen Niederschlag finden.

Vorsitzender: Auch ich möchte es für angezeigt halten, daß die
Kriegstagung für Denkmalpflege zu diesen von der Landwirtschaftskammer
der Provinz Ostpreußen verbreiteten Plänen Stellung nimmt.

Freiherr von Kerckerinck zur Borg: Die Äußerung der Kriegs-
tagung für Denkmalpflege wird scharf und entschieden auffallen müssen.
Denn wenn in Ostpreußen so etwas gebaut würde, wie hier auf den Plänen
abgebildet ist, so wäre das geradezu ein Verbrechen gegen die Ästhetik
und die Praxis. So sieht ein Pulvermagazin aus, aber kein Arbeiterwohn-
haus auf dem Lande!

Vorsitzender: Darf ich Herrn Hauptmann Rehorst bitten, vielleicht
mit Unterstützung des Herrn Barons von Kerckerinck und des Herrn Dr.
Lindner, einen Abschlag für die Beschlußfassung zu formulieren. Die

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