Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
115

stellt die gemeinschaftliche Zusammenarbeit von Ingenieur und Künstler.
Er hat immer nur von der Mitarbeit der Künstler gesprochen und er hat
dabei selbst auf die großen Schwierigkeiten hingewiesen, die sich aus der
Mitarbeit von Künstlern, aus den sehr subjektiven und auseinandergehenden
Anschauungen der Künstler ergeben könnten, daß gerade die große Mannig-
faltigkeit des künstleiischen Geschmackes dazu führt, daß die heutigen
Künstler vielfach nicht beigezogen werden, weil der Techniker weiß: Ich
bekomme doch ein ablehnendes Urteil. Dann aber hat er in der zweiten
Forderung, allerdings beschränkt, einen weitergehenden Standpunkt ein-
genommen, indem er nämlich gesagt hat, daß dem Projekt, den Flußlauf
bis zum letzten Tropfen auszunützen, schon aus wirtschaftlichen Gründen
widersprochen werden muß, was ich durchaus unterschreibe, und daß ein
Schutz des Flußlaufes festgesetzt werden muß durch einen Ausschuß, der
aus Mitgliedern besteht, die den verschiedensten Ständen angehören. Das
möchte ich unterstreichen. Nicht nur die Künstler müssen mit den Tech-
nikern Zusammenwirken; das geht, wenn es sich um Städtebilder handelt;
aber weithin sind es Landschaftsbilder, die gefährdet sind, und da ist es
nicht nur der Künstler, wie z. B. der Maler, der mitwirken kann und heran-
zuziehen wäre, sondern da ist es auch der künstlerisch empfindende Laie,
sind es künstlerisch gebildete Kreise des Volkes, die natürlich auf einer
nichtmateriellen Weltanschauung stehen müssen, einer nichtreinen Nütz-
lichkeitsgesinnung, die das Letzte für die Gegenwart herausholen will, was
privatwirtschaftlich richtig sein mag, aber nicht volkswirtschaftlich, weil
sie das immaterielle Wertkapital des Volkes für die Heimat und für die Zu-
kunft vernichten. Diese Anschauung muß richtunggebend sein. Aber in
diesem Punkt hat schon durch die Arbeit des Bundes für Heimatschutz eine
große Wandlung stattgefunden, eine Wandlung, die sich sogar durch die
heutige furchtbare Zeit hindurch gezeigt hat, wie der stattliche Besuch
dieser Tagung am besten beweist. Weite Kreise des Volkes haben ihren
deutschen Idealismus nicht verloren, und es gibt heute das, was ich vorhin
eine communis opinio nannte, in diesen Fragen, und diese muß auch zum
Worte kommen. Es müssen nicht nur die Künstler und Techniker von An-
fang an Zusammenarbeiten, sondern auch solche künstlerisch empfindende
Laien. Ich erinnere an die Organisation des Bundes für Heimatschutz,
wo diese schon vielfach mitgewirkt haben. Aber ein wunder Punkt, auf den
der Herr Referent auch hingewiesen hat, ist immer noch vorhanden, näm-
lich daß man sehr oft zu spät davon erfährt, daß die Dinge hinter einem
Bretterzaun gemacht werden, und dann ist es zu spät. So war es bei Laufen-
burg. Wir haben ein Gegenprojekt machen lassen, das 25000 Pferdekräfte
weniger ergeben hätte — es kam zu spät, und dieses zu spät gilt es zu ver-
meiden, und da wäre zu erwägen, wie man eine Anzeigepflicht für solche
Projekte konstruieren könnte, daß sie nicht allein durch die Techniker oder
privatwirtschaftliche Interessenten soweit gefördert werden, bis wir anderen
endlich zugezogen werden. Darauf möchte ich besonderen Nachdruck
legen. (Beifall.)

Hofrat Dr. Giannoni-Wien: Ich wollte nur mitteilen, daß die vor
drei Wochen stattgehabte österreichische Tagung für Heimatschutz und
Naturschutz in Murau in Steiermark auch deshalb abgehalten wurde, weil

8*
 
Annotationen