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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0403

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GRUPPE II: HÜTTENWESEN

Formen gebracht. Im Gegensatz dazu hatte hier der Architekt den romanischen Stil gewählt. Der
gefällige Bau, dessen humorvoll ausgeführte figürlichen Ornamente an dem einem verwitterten Granit
oder Basalt sehr ähnlichen düstern Material doppelt günstig zur Wirkung kamen, war mit einer
Deckung aus roten Mönch- und Nonnenziegeln versehen.
Zwischen der Halle der Bergbaulichen Abteilung und der
Hauptstrafse gelegen, erregte er wegen seiner sympathischen,
modern-antiken Eigenart allgemeine Beachtung. Machte schon
der Pavillon selbst die Verwendung der Erzeugnisse der Firma
offenbar, so gewannen wir an den mit Geschick errichteten
Aufstellungen im Innern ein anschauliches Bild vom Hochofen-
betrieb des Werkes, und wir wurden mit seinen wichtigsten
Fabrikaten, ihrem Zweck und ihrer Brauchbarkeit bekannt.
Vor hellen, bunten Bogenfenstern aufgestellt, in hübschen
Nischen aufgebaut, die grofsen und die kleinen Gegenstände
geschmackvoll im Raume verteilt, zeigte dort jede Gruppe
das Charakteristische eines bestimmten Gebietes der Firma,
sei es in der Materialauslese oder in der Produktion.
Unter den zahlreichen Roheisenproben fanden wir Hämatit-
eisen in fünf Sorten, mehrere Sorten Giefserel- und Puddel-
Roheisen, aufserdem an Spezialmarken Ferro-Silicium, ver-
schiedene Spiegeleisenproben, Ferro-Mangan sowie Silicospiegel
von io bis i4°/o Silicium und gleichzeitig 20 bis 24"/,) Mangan.
Dem Fachmanne besonders bemerkenswert war eine schön
kristallisierte Probe aus Titanstickstoff-Cyanür. Die Erze, aus
denen die verschiedenen Sorten Roheisen erblasen werden,
zeigten eine sehr verschiedenartige Herkunft; wir sahen
40 Erz-Analysen aus den verschiedensten Ländern stammend
und nur 6, die aus eigenen Gruben der Gesellschaft in Nassau und dem Rheinland herrührten.
Das Werk verfügt zur Zeit über 4 Hochöfen mit 120 000 t Jahresleistung; es ist mit sehr
leistungsfähigen Entladungsvorrichtungen versehen und hat erst vor kurzem eine von Oechel-
häuser in Siegen nach Körtings System erbaute Hochofengas-Gebläse-Maschine aufgestellt. In den
letzten Jahren hat das Werk auch die eigene Giefserei sehr ausgebildet; es lieferte im Jahre igoo
an 25 000 t Gufsstücke bis zu 50 t Einzelgewicht. Eine Besonderheit ist die Formerei ohne Modelle,
von der einige mächtige Stücke und eine gröfsere Anzahl Photographien nach solchen Zeugnis
ablegten.
Die Cement- und Schlackenstein-Fabrikation war durch zahlreiche Rohstoffe für die Erzeugung von
Portland- und Eisen-Cement, durch sämtliche Halb- und Zwischenerzeugnisse, Rohsteine und Klinker
und durch in Gläsern dargestellten und in Säcken fertig verpackten Cement zum Ausdruck gebracht.
Aus verschiedenen, teils farbigen Cementwaren, einem Brunnen, einem vollständigen Fenstergesims
u. a. ging die Verwendung, aus den in zwei Prüfungsapparaten gezeigten Proben die Brauchbarkeit
dieses modernen Baustoffes hervor, der sich für alle schwierigen Arbeiten ebenso gut eignet wie
der aus natürlichem Thon und Kalk hergestellte Portland-Cement. Nach der im Pavillon aufgelegten
amtlichen Bestätigung erreichten die Cementproben der Hütte die Anforderungen der deutschen
Normen vielfach bereits nach sieben Tagen und überschritten sie nach 28 Tagen häufig bis zu 5o"/o.
Auf der Ausstellung fand der Cement der Niederrheinischen Hütte Verwendung an den Bahnsteigen
des Ausstellungsbahnhofes, ferner an dem Gebäude der Gutehoffnungshütte und aufserdem bei den
verschiedensten Maschinenfundamenten. Überall hat er sich vorzüglich bewährt. Die Wände des
Pavillons waren durch eine grofse Gesamtaufnahme des Werkes der Niederrheinischen Hütte und
durch zahlreiche Photographien einzelner ihrer Abteilungen geziert.


Pavillon der Niederrheinischen Hütte
 
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