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führt ein dritter, gleichfalls bekränzter Jüngling einen Widder her-
bei. Es handelt sich offenbar um ein Siegesopfer vor dem als
Gottheit selbst geltenden Tropäori. In der Mythologie gehen gross-
artige und tiefsinnige Gedanken und Bilder und sehr rohe Vorstel-
lungen neben einander her und in einander über. Die einfachen
rohen Bilder des Dionysos sind in den Monumenten sehr häufig. Es
ist kein Grund einzusehen, warum es nicht ähnlich für Athena sein
soll. Ein ausgeputztes Tropäon gewann die Aehnlichkeit der krie-
gerischen Göttin; es konnte eben sowohl wie die Palladien als ihr
Bild gelten. — Demnach scheint die Deutung jenes Vasenbikles
im wesentlichen und soweit sie in diesem Zusammenhange in Be-
tracht kommt, durchaus sicher. Auch die Art des Opfers wird durch
die homerischen Verse bestätigtl)
ot 5' o$ ' AÖrjva; sfyov, euxtiu.svov irro/icftpov,
Bf,[iov 'Epe^TjO? |j.syaATjTopo;, ov tot 'A&^vtj
dps'{<e, Aio; &uyaT7jp , tsxs 8s CöiSwpo? apoupa,
X0l8 8' SV ' A&7JVT(j? S13SV, £0) £V! -tOVl VT(tp"
fvita 8e u.iv raupoui xal äpveiot? iXetovrai
XOUpOl'AihjVdttOV 7TSplTeMouivu>V IvtauTÄv.
Für eine speciellere Deutung ist kein Auhalt gegeben. Wenn
eine besondere Athena gemeint sein sollte, so würde in diesem Falle
die megarische Athena-Nike wenigstens näher liegen als die diebi-
sche Athena Onka, an welche sonderbarer Weise gedacht worden
ist2). Dass es Theseus sei, welcher der Alhena-Nike den maratho-
nischen Stier darbringe, ist an sich wohl denkbar. Aber es wird
durch das zweite Opferthier, den Widder, unwahrscheinlich3), wel-
ches eher auf eine allgemeinere Scene hinzuführen scheint.
Die vorstehenden Andeutungen schliessen natürlich nicht aus,
dass im Fortgange der Zeit Nike in dem selben Sinne wie z. B. Eirene4)
I) II. B. 546. Vgl. 0. Jahn a. a. O. p. 25.
8) Pervanoglu, Arch. Zeitung 1865 p. 68.
3) Arch. Zeitung 1868 p. *3. Die ebd. versuchte neue Deutung auf die
»isthmische Stele des Theseus« scheint mir sehr unglücklich.
4) Brunn, Ueber die sogenannte Leukolhea p. 16 f.
führt ein dritter, gleichfalls bekränzter Jüngling einen Widder her-
bei. Es handelt sich offenbar um ein Siegesopfer vor dem als
Gottheit selbst geltenden Tropäori. In der Mythologie gehen gross-
artige und tiefsinnige Gedanken und Bilder und sehr rohe Vorstel-
lungen neben einander her und in einander über. Die einfachen
rohen Bilder des Dionysos sind in den Monumenten sehr häufig. Es
ist kein Grund einzusehen, warum es nicht ähnlich für Athena sein
soll. Ein ausgeputztes Tropäon gewann die Aehnlichkeit der krie-
gerischen Göttin; es konnte eben sowohl wie die Palladien als ihr
Bild gelten. — Demnach scheint die Deutung jenes Vasenbikles
im wesentlichen und soweit sie in diesem Zusammenhange in Be-
tracht kommt, durchaus sicher. Auch die Art des Opfers wird durch
die homerischen Verse bestätigtl)
ot 5' o$ ' AÖrjva; sfyov, euxtiu.svov irro/icftpov,
Bf,[iov 'Epe^TjO? |j.syaATjTopo;, ov tot 'A&^vtj
dps'{<e, Aio; &uyaT7jp , tsxs 8s CöiSwpo? apoupa,
X0l8 8' SV ' A&7JVT(j? S13SV, £0) £V! -tOVl VT(tp"
fvita 8e u.iv raupoui xal äpveiot? iXetovrai
XOUpOl'AihjVdttOV 7TSplTeMouivu>V IvtauTÄv.
Für eine speciellere Deutung ist kein Auhalt gegeben. Wenn
eine besondere Athena gemeint sein sollte, so würde in diesem Falle
die megarische Athena-Nike wenigstens näher liegen als die diebi-
sche Athena Onka, an welche sonderbarer Weise gedacht worden
ist2). Dass es Theseus sei, welcher der Alhena-Nike den maratho-
nischen Stier darbringe, ist an sich wohl denkbar. Aber es wird
durch das zweite Opferthier, den Widder, unwahrscheinlich3), wel-
ches eher auf eine allgemeinere Scene hinzuführen scheint.
Die vorstehenden Andeutungen schliessen natürlich nicht aus,
dass im Fortgange der Zeit Nike in dem selben Sinne wie z. B. Eirene4)
I) II. B. 546. Vgl. 0. Jahn a. a. O. p. 25.
8) Pervanoglu, Arch. Zeitung 1865 p. 68.
3) Arch. Zeitung 1868 p. *3. Die ebd. versuchte neue Deutung auf die
»isthmische Stele des Theseus« scheint mir sehr unglücklich.
4) Brunn, Ueber die sogenannte Leukolhea p. 16 f.