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Strube, Christine
Baudekoration im nordsyrischen Kalksteinmassiv (Band 1): Kapitell-, Tür- und Gesimsformen der Kirchen des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.71525#0228
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und Kapitellfragmente freigelegt und von ihm in einer
Fundskizze (Abb. 9) festgehalten1147). Von dem Gerüst
aus, das für die Restaurierungsarbeiten im Oktogon auf-
gestellt worden war, nahm Tchalenko damals einen
großen Teil der Oktogonkapitelle detailliert auf. In der
Diskussion der einzelnen Bauetappen und der Organisa-
tion des umfangreichen Bauvorhabens ist Tchalenko
mehrfach auf die Baudekoration eingegangen und hat
Grundzüge des Dekorationssystems herausgearbei-
tet1148). Seinen Folgerungen werde ich mich in wichtigen
Punkten nicht anschließen können1149), doch bleibt es





Abb. 9 Qaßat Sirr/an, kreuzförmige Anlage, Skizze der 1939
im Südarm, Oktogon und Nordarm freigelegten Kapitelle und
Kapitellfragmente (G. Tchalenko).

Tchalenkos Verdienst, als erster auf die Bedeutung des
umfangreichen und über das Bergmassiv entschieden hin-
ausweisenden Komplexes der Baudekoration hingewie-
sen zu haben.
Während der zweiten großen Arbeitskampagne Tcha-
lenkos und bei den Restaurierungsarbeiten der syrischen
Antikenkommission in den Jahren 1958-62 wurden das
Innere der kreuzförmigen Anlage und ihre unmittelbare
Umgebung freigelegt. Die Fundlage der einzelnen, von
ihm in den Kreuzarmen freigelegten Stücke wurde von
Tchalenko festgehalten, und seine Aufnahmen werden
die Grundlage für die umfassende Publikation des Bau-
komplexes bilden1150).
In jüngster Zeit ist Deichmann in seiner Gegenüberstel-
lung der beiden Zentren Qalblöze und QaFat Simfän auf
Grundzüge des Dekorationssystems eingegangen und hat
vor allem die Hervorhebung einzelner Bautrakte durch
aufwendigere Dekorationsformen herausgearbeitet1151).
Als ich 1974/5 die Säulenkapitelle im Inneren der vier
Kreuzarme, in der Klosterkirche und im Westbereich in
den Hauptmaßen aufnahm, zeigte sich bei der ersten
Auswertung, daß sich die Kapitelle der Ostkirche in ihren
Maßen zu einer besonderen Gruppe zusammenschließen,
das Gesamtbild der Kapitelle in den anderen Kreuzarmen
und im Oktogon dagegen nur durch detaillierte zeichne-
rische Aufnahmen zu rekonstruieren ist1152). Für derar-
tige Aufnahmen hatte ich keine Genehmigung und
konnte auch Tchalenkos Zeichnungen der Oktogonkapi-
telle nicht, wie von ihm vorgeschlagen, in meine Arbeit
einbeziehen1153). Darum kommt hier den Zeichnungen
1147) Die hier publizierten Skizzen und die sie erläuternden Notizen
stellte mir Tchalenko dankenswerterweise 1974 zur Verfügung.
1148) Lassus, Sanctuaires 264 ff.
1149) Es ist vor allem Tchalenkos These, daß neben lokalen eine Fülle
importierter Elemente »tant Syrien qu’etrangers« zu beobachten sind,
sowie seine Analyse der Werkgruppen, denen ich nicht folgen kann.
1150) In seinem Abschlußbericht an die syrische Antikenkommission
vom Oktober 1957, den mir John Tchalenko dankenswerterweise 1990
zusandte, hält G. Tchalenko fest: »Tous les blocs ecroules, ä l’interieur
comme ä 1’ exterieur du sanctuaire cruciforme, ont ete releves dans leur
Position de chute avant d’etre deplaces. Les releves ont ete reportes sur
un plan d’ensemble ... Les blocs ont tous ete numerotes sur place et dans
le plan et inscrits dans un registre special, qui donne la description de
chaque bloc, ses dimensions, sa forme et son profil, sa provenance et son
origine, ainsi que le lieu de son deplacement futur. De cette facon les tra-
vaux de restauration peuvent etre menes selon une methode rigoureuse-
ment scientifique avec les elements antiques, et d’autre part, un releve fu-
tur du monument pourra etre entrepris avec une precision süffisante.«
1151) Deichmann, Qalb Löze und Qal at Sem än 11 ff.
n52) Strube 1977, 187 Anm. 29.
1153) Nach dem Abschluß meiner Habilitation im Jahre 1977 und mit
meinem Antrag, meine Untersuchung der Kapitelle von Q. Sim än durch
detaillierte Aufnahmen einzelner Kapitelle zu vervollständigen, begann
1978/9 eine Korrespondenz mit dem damaligen Direktor des Institut
Franqais, Beirut, E. Will, in der er mir mitteilte (26. 2. 1979), »il existe
de votre part un malentendu fondamental sur ce que vous pouvez faire en
Syrie du Nord. Vous developpez en effet les lignes d’un important Pro-
gramme concernant 54 chapiteaux de Qalaat Seman ... je ne vois ni

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