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Strzygowski, Josef; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die Calenderbilder des Chronographen vom Jahre 354 — Berlin, Band 1.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.24224#0110
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SCHLUSS.

Die stattliche Reihe von Zeichnungen schliefst sich . zusammen zu einem
einheitlichen Ganzen: einem Volkscalender, der alle die Bestandteile aufweist, welche
wir noch heute in dem unsrigen wiederfinden können. Die Widmung an Valentinus,
wahrscheinlich eine eben in der Mode befindliche Persönlichkeit, welche begrüfst wird
in der Art wie es schon die griechischen Vasenmaler mit xaXo? auf ihren Erzeugnissen
zu tun pflegten1 und wie man heute die Helden des Tages auf dem Titelblatte von
Calendern abzubilden pflegt. Doch wäre es auch möglich, dafs der Calender
gradezu auf Bestellung des Valentinus gearbeitet wurde. Dann die Vorführung
des Reiches in seinen Hauptstädten, entsprechend unseren Angaben über Gröfse,
Einwohnerzahl, Staatswirtschaft, Stand des Heeres etc. Darauf die Acclamation
der Augusti und die Natalcs Caesarum, letztere ungefähr dasselbe enthaltend, was
uns heute die Tafel mit der Angabe der Geburtstage der Mitglieder des kaiser-
lichen Hauses gibt. Der astrologische und bürgerliche Calender wird heute
zusammengezogen, die Monats- und Tages-Regeln an den Rand des eigentlichen
Calenders gesetzt. Die beiden Fürsten am Schlüsse, wie wir sehen werden, die
Cpnsuln des Jahres: eine Art Rechenschaftsbericht über den politischen Verlauf des
Jahres, die Vorführung bedeutender Staatsmänner. Diese nahe Beziehung zu den-
noch heute gebräuchlichen Formen rückt uns die Zeichnungen näher und erhöht
unser Interesse, welches wir nun der Frage nach dem Ursprünge dieser Bilderreihe
zuwenden.

Die Ansichten über die Zeit der Zusammenstellung unseres Calenders gehen
etwas auseinander. Peiresc in seinem ersten Briefe an Aleander (13,16 k) nimmt
an, dafs die Compiiation nach den Vicennalicn Constantin's, das ist nach der Grün-
dung Constantinopel's, die erste Composition aber vor dem Tode Constantin's
d. Gr. vorgenommen worden sein dürfte. Der Calender sei dann später zur Zeit
der Alleinherrschaft des Constantius in der vorliegenden Form umgearbeitet worden
und die beiden am Schlüsse dargestellten Fürsten seien Constantius selbst und sein
Cäsar Constantius Gallus. Dagegen trat Mommsen (Abh. p. 571) auf, als Hauptgrund
gegen die Annahme der Darstellung des Gallus anführend, dafs nach der Inschrift
SALVIS AVGVSTIS FELIX VALENTINVS in Verbindung mit zwei Gestalten, welche
durch den Nimbus als Augusti (denn dem Cäsar' habe man den Nimbus auch noch in
späterer Zeit versagt) gekennzeichnet seien, hier Constantius und Constans dar-
gestellt sein müfsten und es sonach wahrscheinlich werde, dafs der Calender
zwischen 340 und 350 geschrieben wurde und nach Constans' Tode man sich begnügt

') VergL Studniczka im Jahrbuch des Inst. II, S. 159 ff.
 
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