134 Anhang. Rembrandt.
Contrast: so stark die Gestalt Cock's vortritt, eben so tief springt
der Raum neben ihm zurück. Erst der hochaufragende Fahnen-
träger ganz im Hintergründe bietet dem Blick wieder einen festen
Stützpunkt. Dazwischen herrscht eine Bewegung, die den Blick
fesselt und dem Beschauer unbewusst die Vorstellung einer
bedeutenden Raumtiefe gibt. Wir gehen bei Klarstellung des Sach-
verhaltes am besten von einem Knaben aus, der ganz im Vor-
dergründe links im Helldunkel nach der Ecke läuft. Er steht auf
dem rechten Fuss auf und hält den linken erhoben. Der Umriss
dieses Fusses streift hart an den Contour eines Spielbeins, das dem
ladenden Schützen angehört, der dem Hauptmann gegenüber,
aber schon etwas zurück steht. Knapp hinter dem linken Stand-
bein dieses Schützen sehen wir das scharf umrissene Bein eines
Behelmten, der schiessend nach rechts hinter Banning Cock aus-
fällt. Ihm dient als Folie das hell beleuchtete Mädchen, hinter dem
kaum erkennbar noch andere Köpfe vorragen, die zu dem Fahnen-
träger überleiten. Zeichnet man sich die Schrittspuren der Ge-
nannten auf, dann tritt die Absicht Rembrandts offen zu Tage.
An derselben Stelle, im Bilde links, finden wir im Hundert-
guldenblatt einen ähnlichen Apparat in Scene gesetzt. Im Vorder-
gründe liegt auf der Strasse ein Zweig. Er vermittelt dem Beschauer
die Vorstellung, wie weit schon die vordersten Figuren zurück-
stehen. Das raumvertiefende Zickzack beginnt mit dem Arzt in
der Ecke. Es folgt der Hund, dann der laufende /Knabe mit
seiner Mutter, dann die zu Christus aufsteigende Frau, der hinter
ihr links sitzende Jüngling, endlich der Leichenbitter. Man gehe
nun über Petrus zu Christus und dann durch die Krankengruppe
wieder nach vorn und wird mehr als je empfinden, wie wunderbar
Rembrandt den Eindruck des Räumlichen zu geben weiss — und
das auf eine durchaus klarbewusste Art.
Die bedeutendste Schöpfung dieser Art ist vielleicht die neuer-
dings in den Besitz der Berliner Museen gelangte Predigt Johan-
nis, wie Bode meint, die Skizze für eine nicht zur Ausführung
gelangte Radierung. 1 Wie Banning Cock in der Nachtwache
1 Jahrbuch der kgl. preussischen Kunstsammlungen XIII. S.
Contrast: so stark die Gestalt Cock's vortritt, eben so tief springt
der Raum neben ihm zurück. Erst der hochaufragende Fahnen-
träger ganz im Hintergründe bietet dem Blick wieder einen festen
Stützpunkt. Dazwischen herrscht eine Bewegung, die den Blick
fesselt und dem Beschauer unbewusst die Vorstellung einer
bedeutenden Raumtiefe gibt. Wir gehen bei Klarstellung des Sach-
verhaltes am besten von einem Knaben aus, der ganz im Vor-
dergründe links im Helldunkel nach der Ecke läuft. Er steht auf
dem rechten Fuss auf und hält den linken erhoben. Der Umriss
dieses Fusses streift hart an den Contour eines Spielbeins, das dem
ladenden Schützen angehört, der dem Hauptmann gegenüber,
aber schon etwas zurück steht. Knapp hinter dem linken Stand-
bein dieses Schützen sehen wir das scharf umrissene Bein eines
Behelmten, der schiessend nach rechts hinter Banning Cock aus-
fällt. Ihm dient als Folie das hell beleuchtete Mädchen, hinter dem
kaum erkennbar noch andere Köpfe vorragen, die zu dem Fahnen-
träger überleiten. Zeichnet man sich die Schrittspuren der Ge-
nannten auf, dann tritt die Absicht Rembrandts offen zu Tage.
An derselben Stelle, im Bilde links, finden wir im Hundert-
guldenblatt einen ähnlichen Apparat in Scene gesetzt. Im Vorder-
gründe liegt auf der Strasse ein Zweig. Er vermittelt dem Beschauer
die Vorstellung, wie weit schon die vordersten Figuren zurück-
stehen. Das raumvertiefende Zickzack beginnt mit dem Arzt in
der Ecke. Es folgt der Hund, dann der laufende /Knabe mit
seiner Mutter, dann die zu Christus aufsteigende Frau, der hinter
ihr links sitzende Jüngling, endlich der Leichenbitter. Man gehe
nun über Petrus zu Christus und dann durch die Krankengruppe
wieder nach vorn und wird mehr als je empfinden, wie wunderbar
Rembrandt den Eindruck des Räumlichen zu geben weiss — und
das auf eine durchaus klarbewusste Art.
Die bedeutendste Schöpfung dieser Art ist vielleicht die neuer-
dings in den Besitz der Berliner Museen gelangte Predigt Johan-
nis, wie Bode meint, die Skizze für eine nicht zur Ausführung
gelangte Radierung. 1 Wie Banning Cock in der Nachtwache
1 Jahrbuch der kgl. preussischen Kunstsammlungen XIII. S.