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Strzygowski, Josef
Das Werden des Barock bei Raphael und Correggio: nebst einm Anhang über Rembrandt — Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.71578#0111
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Correggio. 105

aller Natur der von Geschlecht zu Geschlecht. Dafür eben putzt
sie sich ja. Mit derselben Unbefangenheit malt Correggio.
In der Leda (Kl. B. 1287) weiss Correggio eine gross an-
gelegte paradiesische Landschaft in überzeugender Art mit dem
arkadisch ungezwungenen Treiben mehrerer Frauen im Bad in
Einklang zu bringen. Wie die Bäume im Hintergrund in dem
Nebeneinander ausgeprägter Formen, zwischen denen man sanft
bewegte Hügel durchleuchten sieht, die Phantasie des Beschauers,
in eine bestimmte Richtung drängen wie bei dem Romantiker
Dosso Dossi, so regt der Meister auch durch die Gruppen des
Vordergrundes ein novellistisches Vor- und Weiterspinnen der
Handlung an: man sieht einmal den Schwan ein Mädchen ha-
schen, dann Leda selbst, wie sie sich zärtlich dem Kosen des
Schwanes hingiebt, dann eine nackte Frau, die mit verzückter
Innigkeit dem davonfliegenden Vogel nachsieht, während zugleich
ein Mädchen das Gewand über sie wirft. In all dem bunten
Treiben ein schmeichelnd verführerischer Grundton, das Locken
und freundliche Gewährenlassen der Natur, im Bilde durch den
discret abgewandt die Leier spielenden Eros und das eifrig flö-
tende Kinderpaar1 versinnbildlicht. Die drei Frauen sind bei
aller Nacktheit und Blösse von einer alles entschuldigenden Natür-
lichkeit, und die Unbefangenheit, mit der Leda dem schönen,
weissen Schwan emporhilft, versöhnt mit der Schlüpfrigkeit des
Inhaltes.
Eine bestimmte Absicht tritt hervor, wenn wir dann die
Danae der Villa Borghese und die Wiener Jo nebeneinander
halten. In beiden beschäftigt den Künstler — und das ist ja
als äusserster Schlussstein seiner Entwicklung wohl verständlich —
die Aufgabe, das Gegenteil jener Verzückung zu geben, die, von
Leonardo-Perugino ausgehend, in der Magdalena des „Tages"
den Höhepunkt erreicht hat, jener innigsten seelischen Hingabe
den äussersten Grad leiblichen Glückes, wo die Natur in vollster
Sättigung befriedigt zurücksinkt, gegenüberzustellen. Die Jo stellt
diesen Moment dar, die Danae (Kn. 103, Kl. B. 813) da-

1 Man vergleiche für den einen Knaben Leonardo's Leda.
 
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