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Strzygowski, Josef
Das Werden des Barock bei Raphael und Correggio: nebst einm Anhang über Rembrandt — Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.71578#0056
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III. RAPHAEL, DIE ANTIKE UND MICHELANGELO.


1s Bramante 1514 starb, wurde sein Schützling, Raphael,
nachdem er einen Plan und ein Modell für S. Peter vor-
gelegt hatte, noch in demselben Jahre zum Dombau-
meister ernannt. Zur selben Zeit studierte er Vitruv und
die antiken Denkmäler, ein Jahr später wurde er zum Conservator

der Altertümer von Rom und Umgebung gemacht. Man sollte
meinen, dass ihn diese neuen Aemter vollauf in Anspruch genom-
men hätten; statt dessen entfaltet er jetzt erst recht eine Thätigkeit
als Maler im grossen Stil. Vom Papst übernimmt er die Aufträge
für die dritte Stanze und die Folge der Teppiche zum Schmucke der
Sixtinischen Kapelle, für Agostino Chigi schafft er bedeutende Fres-
ken und alle Welt bekommt Tafelgemälde geliefert u. A. die
Sixtina. Das ist klar, Raphael hat unter diesen Umständen ent-
weder auf allen diesen Gebieten nichts Rechtes geleistet, oder er
muss eines von ihnen zum Nachteile der übrigen besonders bevor-
zugt haben.
Es zeigt sich nun ziemlich deutlich, dass, während Raphael
bis zum Jahre 1508 vorwiegend dem architektonisch geordneten
Gruppenbau nachdachte, dann die erste Hälfte seines römischen
Aufenthaltes ganz aufging in der malerischen Ausbildung von
Raum und Licht, die letzten sechs Jahre seines kurzen Lebens
vorwiegend unter dem Eindrücke der plastischen Formen weit standen,
wie sie ihm die Antike und nicht zuletzt auch Michelangelo er-
 
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