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Strzygowski, Josef
Das Werden des Barock bei Raphael und Correggio: nebst einm Anhang über Rembrandt — Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.71578#0094
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Correggio.

also entsprechend der eben für Raphael gelösten. Die Unter-
suchung wird zeigen, dass sich ein grösseres Widerspiel in der
Entwicklung zweier Künstler kaum denken lässt.
In der Franziscusmadonna (Kn. 13) geht Correggio
bekanntlich aus von der Madonna della Vittoria des Mantegna im
Louvre. (Kn. 117) Der Aufbau des Thrones, die Haltung der
Madonna, die Bewegung ihrer rechten Hand, vielleicht auch der
Dreiecksaufbau der Mittelgruppe mit den dahinter in den Ecken
stehenden Figurenpfeilern, das Alles findet sich dort wieder. Ueber-
dies hat der schon in dem genannten Bilde Mantegna's von 1496
offenkundige Einfluss des Leonardo bei Correggio eine wesentliche
Steigerung erfahren. Die Art wie Franziscus und Katharina sich
mit ekstatischem Ausdrucke vorneigen, und dadurch das mittlere
Dreieck — dessen Seiten rechts im zurückgesetzten Fusse des
Johannes, links in der nur zu diesem Zweck eingeführten Schleppe
des Franziscus enden — viel kräftiger als bei Mantegna heraus-
heben, das ist ebenso leonardisch, wie der Kopf Johannes des
Täufers und andere Einzelzüge deren Vorführung hier zu weit ab
führen würde. Thatsache ist, dass wir den im Sinne Leonardo's
durchcomponierten Typus der santa conversazione vor uns haben
und Correggio hier noch Schulter an Schulter mit seinen Vorläufern
und Zeitgenossen, steht.
Und doch zeigt sich auch schon in der Franziscusmadonna
eine selbständige Weiter- und Umbildung in der Richtung des
malerischen Stiles. Zwar mit dem entscheidendsten Kennzeichen,
der Anwendung des Helldunkels, macht Correggio erst schüchterne
Versuche. Doch sind Motive, wie der linke, aus dem Schatten
hervortretende Fuss des Johannes oder der links oben die Grenze
von Licht und Schatten überfliegende Engel schon durchaus in
seiner späteren Art gehalten. Am kräftigsten äussert sich das neue,
barocke Empfinden in der Einführung jener die Composition
vertical abschliessenden Riesensäulen, wodurch Massen entwickelt
werden, wie sie zwar auch Tizian bald darauf in seiner Pala Pe-
saro (Kn. 19), die Architektur aber erst ein Jahrhundert später an-
wendet. Nimmt man dazu, wie Correggio seine, für die Ruhe auf-
gebaute Gruppe in Bewegung setzt d. h., die aufrecht stehenden
 
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