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Stuhlfauth, Georg; Vigenère, Blaise de [Übers.]; Artus, Thomas [Übers.]
Die Bildnisse D. Martin Luthers im Tode — Weimar, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.28042#0035
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3. Lucas Furtenagel.

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später, jedoch nicht vor 1627 Z, nordwärts gewandert, um, vielleicht nach vorüber-
gehendem Aufenthalte in Cranachs Werkstatt zu Wittenberg, in Halle seine Zelte
aufzuschlagen. Unmittelbar nach Luthers Tod muß er sie auch hier wieder zur
Rückkehr in die süddeutsche Heimat abgebrochen haben; denn während er noch im
Februar 1646 als in Halle ansässiger Meister uns bekannt ist, erhält er, laut
Eintrag in das Verzeichnis der Augsburger Gerechtigkeits-Verleihungen, bereits
am lü.Juni 1646 in Augsburg die handwerkliche Gerechtigkeit. Aus seinem
weiteren Leben erfahren wir nur durch einen späteren Zusatz zu diesem Ein-
trage, daß „Jm sein tochter Maria nach soligen Zeiten geporn, darum sy auch
des hanndtwerkhs gerechtigkait hatt"?) Er war demnach verheiratet und hatte
Nachkommenschaft; ob die Verehelichung erst nach seiner Heimkehr in Augsburg
erfolgte oder ob er schon zuvor sich die Gattin gesucht und genommsn hatte,
steht dahin.

Seinen Hauptruhm hat er als Maler des toten v. Martin Luther. Man
meinte auch bis vor kurzem, das eigenhändige fertige Furtenagelbildnis des
toten Luther, wenn auch unter starker Überrnalung, zu haben und zu kennen.
Als solches galt nämlich neuerdings das größere zweier Gemälde, die sich im
Besitze der Universitütsbibliothek zu Leipzig befinden und beide in Halbfigur den
toten Luther zeigen (Taf.VI ^Abb. 10)?) Allerdings gingen die Urteileüber dieses
Bild erheblich auseinander; erklärte der eine es sür durchaus minderwertig,
ja wertlos und technisch als einen Beweis der „Unfähigkeit des Malers, die
jedem sofort auffällt" und „zeigt, wie wenig uns dieses Bild die Züge Luthers
nahebringen kann"ü, so urteilte der andere, daß es „offenbar f!j die Hand eines
tüchtigen Meisters verrät und einen dilrchaus originalen Eindruck macht"?) Man
wird sagen müssen, daß das Bild unverkennbar von irgendeiner Meisterschaft
höherer Art nichts an sich hat. Aber einem braven Durchschnittsjünger der
späten Cranachschule macht es zweifellos noch Ehre?)

1) Jm Jahre 1527 hat von ihm Friedrich Hagenauer aus Straßüurg, der im selben Jahre sich in
Augsburg niedergelassen (1527—1632), eine schöne Bildnismedaille gefertigt (Taf.XVI Abb, 3).
Vorderseite mit Umschrift (zwischen Rosette und Lindenblatt): UVOX8 1?VIA 1LXXOLI, - NVU1W
VOX - ^V08?V»0 - WI1M8 . ^UMU8 . XXII, im Bildspiegel, auf beide Seiten des scharf-
geschnittenen, nach links gerichteten Profilbrustbildes verteilt: N - I) XXVII (d. h. f^miof
millssiino gninZsntssiino viossimo ssxiimo) und unter N - O das aus V und H zusammengezogene
Monogramm des Medaillcurs. Rückseite mit dem Wahlspruch: HHLIX W8 MIULOV VX8
6H,I. — Das Originalbuchsmodell Lesitzt das Bayer. Nationalmuseum in München. Abbildung
der Medaille (Avers) und des Modells gibt Georg Habich, Studien zur dcutschen Renaissance-
medaille III, Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen 28, 1907, S. 186 (Abb. 57) und Taf. V, 3.
Bgl, auch denselben, Die deutschenMedailleure des XVI. Jahrhunderts. Halle a, S. 1916, S. 39.

2) Bischer a. a. O. S.629.

3) S. unten S. 23 f.

4) So Hans Preuß, Lutherbildnisse (VoigtländersQuellenbücher, Bd. 42), Leipzig (1913), S. 12.

5) So der Artikel Furtenagel bei Thieme-Becker a, a. O.

6) Auch Schubart a, a, O. S. 133 erhebt Widerspruch gegen die allzu geringe historische Ein-
schätzung des Bildes durch Preuß.

Stuhlfauth, Dis Bildmfse v, Martin Luthers im Tode,

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