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Sturm, Leonhard Christoph
Leonhard Christoph Sturms Durch Einen grossen Theil von Teutschland und den Niederlanden biß nach Pariß gemachete Architectonische Reise-Anmerckungen: Zu der vollständigen Goldmannischen Bau-Kunst VIten Theil, als ein Anhang gethan ... — Augspurg: Wolff, 1719

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https://doi.org/10.11588/diglit.62405#0049
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‚ . 3u Deventer / welche Stadt ſonſt viel anſehnlicher und reinlicher iſt an ihren Ge-
baͤuden als Zuͤtphen / habe ich nichts ſonderliches geſehen / das ich anzumercken noͤthig faͤn⸗
de / doch kan ich folgende Stuͤcke nicht gaͤntzlich mit Stillſchweigen vorbey gehen / daß ſie
an ihrer alt⸗Hollaͤndiſchen Fortitication an Staͤrcke und Maͤchtigkeit jener eben ſo wenig
nachgiebt / auſſer das Zuͤtphen auch an der Fluß⸗Seite ziemlich fortificiret iſt / dahingegen
Deventer den gar gemeinen Fehler hat / daß ſie gegen dem Fluß nichts als ihre alte Mau-
ern und Zwinger hat. Wie die meiſte Staͤdte ihre gewiſſe Warzeichen haben / welche ich
doch anzuzeichnen niemahl curieux geweſen / ſo habe ich doch das zu Deventer angemercket /
welches an dem Kauff⸗Hauß auf dem ſehr groſſen und anſehlichen Marck⸗ Platz ſtehet / und
einen Narren præſentiret / der einen Haſen mit laͤcherlicher Mine anblecket / weil es einem
Hertzog von Geldern zum Spott ſoll gemachet worden ſeyn / der die Stadt zu Kayſer Carl
des Vien Zeiten vergeblich belagert hat. Das Rath-Hauß iſt ein neu regulares Gebaͤu⸗
de / welches ich aber inwendig nicht beſehen / weil ich gar fruͤhe Morgens in die Stadt ge-
kommen / und wenig Stunden hernach wiederum heraus gereiſet bin. Es iſt gantz von
gehauenen Quaderſteinen aber meiſtens gantz glatt / ohne architectoniſche Zierrathen ge-
bauet. Allein vor der Thuͤre ſtehet eine Vorlaube mit vier Doriſchen Saͤulen / und ſo
viel Wand⸗Pfeilern dahinter / zu der man uͤber etliche Stuffen hinauf ſteiget / welche einen


nicht lange in andern Saͤulen⸗Weiten ſolche Ordnung correct anzubringen gelernet / nach
der alten Austheilung / daß die mittlere Saͤulen⸗Weite 15. und die beyde neben ſtehende
jede 5. Modul haͤlt. Uber dem Balcon ſtehet eine Thuͤre / welche ihr voͤlliges Geſimſe


alles formiret zuſammen ein kleines Rifalit, Zu beyden Seiten hat das Gebaͤude in zwey

Geſchoſſen acht groſſe Fenſter ohne Einfaſſung / nur vor die mittlern zwey / oben iſt ein en-
ger / auf Kragſteinen liegender Bacon hergezogen. Über dieſen beyden Geſchoſſen regieret
ein glatter Crantz ohne Sparren-Koͤpffe / Zahnſchnitte / und dergleichen gantz umher / daruͤ⸗
ber aber iſt noch ein niedrig Geſchoß mit halb Fenſtern / welches / wiederum ſeinen Simß
hat / da der Baumeiſter ohne Zweiffel beſſer gethan haͤtte / wenn er das Doriſche Gebaͤlcke
unten uͤber dem erſten Geſchoß haͤtte umher lauffen laſſen / und das halbe mit dem gantzen
Geſchoß unter dem zweyren Simß / in eines verfaſſet haͤtte. Die Bogen⸗Thuͤre wurde
ich auch lieber viereckicht gemachet / und an ſtatt der viereckichten nichts bedeutenden ſeich-
ten Blinden in den zwey obern Geſchoſſen / lieber rechte Bilder⸗Blinden formiret haben /
wenn man ſchon die Koſten nicht haͤtte daran wenden / und Bilder hinein ſetzen wollen.
Ich habe es nicht laſſen koͤnnen / weil ich meines Herrn Curiotitaͤt und Begierde einer
Sache recht uͤberzeuget zu ſeyn wohl weiß / die Helfite der Faciata des Deventeriſchen
Rath⸗Hauſes hiebey rudıter zu entwerffen / und daneben die kleine Veraͤnderung zu zei-
gen / die ich wo nicht vor ſchoͤner / doch vor railonabler gewiß ausgeben kan / wiewohl ſie
funffzig Thaler moͤchte hoͤher ins Geld gelauffen ſeyn. Vice Tab. A. Fig. 2.

Es iſt zu Deventer ein Thor / ſo nahe bey dem Fluß gegen Morgen auf das Land
gehet / welches recht ſo angeleget iſt / wie die Haupt⸗Thore zu Nuͤrnberg / und eben ſo einen
dicken runden Thurm neben ſich hat / deſſen Mauren 18. Fuß dicke in der Anlage ſind / es
hat auch den Nahmen Nuͤrnberger Thor / wenn ich dem Bericht glauben darff / daher ich
vermuthe / daß einer von den Inwohnern muͤſſe vor dieſem in Nuͤrnberg geweſen ſeyn / und
an der Conſtruction daſiger Thore ein ſonderbahres Gefallen gehabt / und deßwegen es
in patria imitiret haben. Doch iſt es weit gefehlet / daß dieſer runde Thurm den Nuͤrn-
bergiſchen an Schoͤnheit der Construction beykomme. Es hat mir ſonſt die Stadt De-
venter vor den meiſten Hollaͤndiſchen / wie auch Utrecht ſo wohl gefallen / daß es mir recht
wehe geſchiehet / weil ich ſo bald ohne viel merckwuͤrdiges davon zu erzehlen / wieder davon
muß. Derowegen / weil doch nahe umher viel Torff gegraben wird / kan ich nicht umhin
auch dieſes noch zu erinnern / daß ich mir nicht einbilden kan / wie Holland ſchon ſo lange
Zeit Torff genug zu brennen hat / auch im geringſten noch nicht bekuͤmmert iſt / daß es ih-


daß daſelbſt kein Torff nachwaͤchſt / wo er einmahl ausgegraben worden. Denn wenn
ich ein Stuͤck Torff ſtereometricè ausrechne / und rechne / daß 15. Schichten Torff uͤber-
einander koͤnnen ausgegraben werden / ſo man doch an wenig Orten daſelbſt finden wird /
ſo kan ich doch in allen ſieben vereinigten Provintzien ſo viel Torff nicht zuſammen brin-
gen / daß nur auf eine hundert Jahr vor dieſelben genug waͤre / da er doch ſchon uͤber
hundert Fahre daſelbſt im Gebrauch iſt. Darum bleibe ich noch feſt dabey / daß der Torff


zwiſchen findet / und ſich nicht in Stuͤcke zuſammen halten laͤſſet / gleichſam der Saame
dazu ſey / und in die ausgebreitete Gruben wiederum muͤſſe eingeworffen werden / wenn


und das man dermahleins viel Nutzen davon in Teutſchland haben werde / wenn ſich .
vernuͤnfftig Reiſende um dieſe Sache hinkuͤnfftig mehr bemuͤhen / als zeither geſchehen.
Allein eben itzo werde erinnert / daß die Poſt abgehen wolle / 1205 ich mich in dieſer 1
 
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