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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Neuntes Heft
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Walden, Herwarth: Sünde: ein Spiel an der Liebe
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Dresler, Kinner von: Das Meer
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0140

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Die T ochter blickt den Vater an
Der Vater
Liebst Du ihn
Die Tochter
Ich weiß nicht
Die Mutter
Einmal muß man lieben
Der Vater^
Dann muß man treu sein
Die Tochter stark
Ich werde treu sein Vater
Die Mutter
So ist es gut geredet.
Ende


Das Meer
Kinner von Dresler

Fischerstube aui einer Felseninsel
Nacht Wind
Kind beim Schlafengehen:
Mutter was ist das Meer?
Mutter:
Ein großes, großes Wasser.
Kind:
Ein großes Wasser?
Mutter:
Und sehr tief und viele Fische schwimmen darin und viele
Länder liegen am Meer.
Kind:
Ja Mutter, schöne große Schiffe mit Segeln und der Neger
wohnt der auch am Meer?
Mutter:
Ja, der wohnt auch am Meer. *
Kind:
Du Mutter, was rauscht immer so hinter unserm Haus? Ist
das auch das Meer?
Mutter:
Ja das sind die Wellen, die an die Felsen schlagen: die
Brandung.
Kind:
Das Meer ist doch anders.
Mutter:
Wie denn mein Kind?
Kind:
Mutter, wenn ich jetzt hineinfalle, sterbe ich dann?
Mutter:
Dann ertrinkst du wie Vater.
Kind:
Mutter, das Meer ist so schön, wie ein Christbaum. — Im-
mer möchte ich darauf gehen.
Kind legt sich ins Bett, die Mutter auch
Mutter:
Schlaf jetzt.
Sie löscht das Licht. Wolken jagen vor dem Fenster, durch das
ein Mondstrahl fällt.
Kind leise:
Ja
nach einer Weile:
Ich träume immer vom Meer, Mutter
Mutter:
Du sollst schlafen.
Kind:
Immer kommt eine große, weiße Möve ans Fenster und
schreit.
Mutter:
Die beißt dich nicht. Schlaf endlich.

Kind:
Wer ist eigentlich Hanne Trud?
Mutter:
Sie ist verrückt. Kümmere dich nicht um sie.
Kind:
Hanne Trud schenkte mir heute nachmittag schöne, bunte
Muscheln.
Mutter:
Schlaf jetzt. Morgen gehen wir zu Hanne Trud, da kannst
du mit ihr spielen.
Kind:
Gute Nacht Mutter. Das Meer
Es klopft leise ans Fenster.
Kind schreit auf:
Die Möve, die Möve.
Mutter:
Unsinn, wirst du jetzt schlafen.
Nach einer Weile klopft es wieder
Eine Stimme:
Leise:
Mach auf:
Mutter leise:
Bist du's?
Stimme :
Mach auf.
Mutter:
Gleich
Sie geht zur Tür, öffnet still, der Fischer kommt herein, gibt ihr
die Hand
DerFischer:
Du
Mutter:
Du kommst zu mir
Fischer:
Zu dir.
Mutter:
Du
Fischer:
— Du —
Zieht sie an sich
0 — du.
Kuß
Mutter zum Lager ziehend:
Komm
Fischer:
Lieb, du
Steigen ins Bett
Kind:
Vater-das Meer.
Fischer:
Still, das Kind.
Mutter:
Das hört nicht, komm. Presse mich fest,
Leises Küssen, Stöhnen
Das Kind steht plötzlich auf, schleicht zur Tür ängstlich nach der
Mutter spähend, öffnet leise die Tür, die halb offen geblieben
war, und schlüpft hinaus.
Kind:
Hanne Trud!
Ein Windstoß fährt zur Tür hinein, wirft sie zu und schlägt an
die Fenster
Mutter halb nüchtern:
Du —
In den Klippen vor Truds Hütte
Nacht
Trud:
Hörst du den Wind?
Kind:
Ja.

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