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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Geiger, Albert: Das Karlsruher Hoftheater: Rückblick und Ausblick
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0162

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SEIjedter in einer nod) immer anerfennengwerten £>ö£)e 51t Ratten gemußt tjatte, ein
böltig unfähiger Sntenbant getreten, „ber nur baju beitrug, bte Sßerroirrnng uub
ben ißerfaü 51t befdjteunigen". SRadj beffen £obe ging bte teitenbe ©tette einft*
weiten an ben „9ied)nunggbeamten" über unb bamit mar bte allgemeine ©eroute
beftegett. Obnarb Sebrieut fdjilbert felbft beu bamaligen ßufianb: @8 „trat eine
boltftänbige Sluflöfung ein, in meldjer ein 3eber jugriff, um ficfj eine ©teltung p
üerfcrjaffen, benor Orbuung unb 3u4t wieber eintreten motten. 3m 33ier£jau8-
fonbente mürben bte Stötten berteilt unb fonftige Äimftintereffen ertebigt, unb ber
Eon biefer iCertjanblungen natürtict) in bie weitere 33üf)iteutt)ätigt'eit berpflatqt.
Sie fdjwere (Srfranf'ung beg ©roßf)er,ogg Seopolb, wie feines Xfyroiterben brängteu
atte Sf)eaterangetegenl)etten in ben §)intergrunb ber §ofintereffen, unb fo fant e€,
baf3 binnen fünf 3abren ein geachtetes unb blübenbeg 21)eater ättßerlid) wie inner*
tia) ju ©runbe gerid)tet würbe."

3u biefer £,eit oer äßtfere uub Un^ufrtebenbeit erljob fict) eine warnenbe
unb mgleid) propl)etild)e ©timme, wetd)e in einer 3(eil)e bon ^euiltetous bie 3Us
ftänbe beg 3ntertmStbeaterg unb bie SCrt feiner 9iegie einer fdjarfeu 33eteud)tuug
unterzog, unb äugleid) bie ©runbtinien feftftettte, wetdje eine gutgeleitete 33ü[)ue
51t befolgen tjätte.*) £uer warb bor atlem and) ber Meinung entgegengetreten,
baß bie 3nterim§büt)ne au bem Dciebergang bie £auptfd)ulb trüge; eg würbe betont,
baß" utr wefenttid]en 53efferung ber St)eater,uftänbe nidjt fo fefjv ber Sbeaternettbau,
als ber in ber Leitung tjerrfcfjeitbe ©eift ein anberer werben, „baß eine totale
Stenberuug ber leiten ben 3b ee" eintreten müffe. @S ift in ovo in beu SBorten
biefeg Reformers bag enthalten, maS eben Gbuarb ©ebrient erftrebte unb bott&radjte,
waö einzig bag 3'°^ etiteö feben SbenterS fein fann: „2öie ebebem bie 3}or$üge
in ben G i u 5 e 1 b e i t e n tagen, fo werben fte jet^t bttrd) bie ©efamtfyeit ge-
wonnen werben müffeu: ein £,\el, bag freilid) biel fdimerer m erreichen ift unb
bie auSbauernbfte Stjütigfeit unb 33ereitmitligf'ett ber SJcitglieber, wie bie größte
Umftdjt unb SBerufgerfenntniS feiteng ber Leitung ber 33üt)ite erforbert."

2tu§ einem gätr,lid) beSorganiftertett (Sttfemble, angefid)tS eines ^ublihttnS,
beffen ©efdjmad in bie ©cbmle ber italieuifdjeu Oper unb ber SBiener Sßoffe ge-
gangen unb bttrd) bie oben gefdjilberten 3uftättbe nid)t eben gebeffert war,**) fcfjuf
Sbuarb Sebrient bie S3üb,ne, bon bereu großem Srbe bie 9cad)fommenben nod) lange
jebren founten. . . ©eben wir über Sebrient'g 23Jirfen bag SBort bem fdjou oben
gitterten Äritifer: „Sieg ift überbaupt Sebrient'g grogeö, nidjt genug anmerfennenbeg
23erbienff, bafs atle bie 3>orftettungeii, weld)e Pott iljm uub unter feiner Slnregung ge-
fdjaffen wnrben, galt1, befouberg bttrd) itjren X otateinbru cf wirfen. Sag 3U-
fältige, s^laulofe, 2öitlfürlid)e, weld)eg wir fonft an ben meifteu Öttljnen wabrnebmen,
ift bier nirgenbg %a benterfen. Sag bidjtetifdje 2öerf wirb bon ber ©efamtbeit
erfaßt unb in Eünftlerifdjer SBeife, meldje nirgenbg bie orbneube unb, wo eg not
tt)Ut, bie fd)öpferifd)e £>anb üermiffen täßt, bargeftellt." Unb ©uftaü 5rel)in9 vitfjmt
„atg befouberen 9tei$ bie Gintjeit beg b r am a t i f d) en ©tilg in fämtlid)en

*) SSiltjelm Äofff'a, SSerfaffer beg tf)eatergefd)id)ttid)en 2öerEeg: „Sfflanb
unb Xalberg." SBgt. Äiliau @. 6 ff.

**) „Sie i'eute l)ter müßten feljr oorftdjtig mm heften gcfütjrt werben. @g
finb berbe, fräftige unb lebhafte Naturen, fie wollen ftarf ©etränfe fd)lürfen, . . .
man muß fie entWeber erfdjüttcru unb rühren, ober ladjen mad)en: auf ©ebanfen-
tl)ätigfeit im Sweater barf mau gar feine 8iedmung ftellteu . . ." @b. Seörient,
bergt. Zittau @. 145.
 
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