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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Bahr, Hermann: Kolonien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0178

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KOLONIEN

wird heut oft gesagt, der Kunst fehle es

j^Ccxl nur nocn an emem „Stile", um wieder zur
Macht der grossen Zeiten zu gelangen;
'«—<J und viele wünschen heftig, es müsse uns
gelingen, die einzelnen Künste zu allgemeinen Festen
zu verbinden. Beide Forderungen, die nach Stil und
die nach Festen, drücken dasselbe Bedürfnis aus: sie
wollen eine Kultur. Ich vermisse aber eine kritische
Erwägung der Mittel, die notwendig sind, eine Kultur
zu begründen. Bevor diese Frage nicht entschieden ist,
werden wir uns immer nur im Kreise einer vagen Sehn-
sucht drehen. Sage Jeder, welche Mittel er meint, und
nenne seine Gründe; anders kommen wir nicht weiter.

Eine Gruppe von Menschen , eine Stadt, ein Volk
hat Kultur, wenn darin über die Hauptfragen des Lebens
eine solche unbedingte Gewissheit herrscht, dass der
Einzelne niemals an ihnen zweifelt, auch gar nicht erst
seinen Verstand um sie zu bemühen braucht, sondern
sich ganz sicheren Gefühlen anvertrauen kann. Haupt-
fragen des Lebens sind solche, welche sich jeder Mensch,
im Handeln oder Leiden, vorlegen und irgendwie be-
 
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