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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Schmitz, Oscar A. H.: Der Trauzeuge
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0533

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Der £rmi3eu0e.

Von (Dscav 21. 5. 5 cb*m t ij (Sobett i. (L)
SS

$n 2öilt)etm $urd)ttnger§, be§ 33ucJ)t)atter§, einförmiges S)afein
füllte ftct) ein ertjebenber Sag einfd)ieben. Seine Jrau S)ora, eine
mütjfältge ^aüierleljrettn, J»atte aus ben fo jungfräulichen Magert
ü)re§ ^ünftlerinnenerjrgeijes eine jener — nur au§ mangelnber
SJknfcrjentenntnS beiberfeitS erflärlidjen — tauen $reunbfd)aften
§u einer jungen ©ängerin unterhatten, bie — obwohl begabt —
fid) Bermäf)Ien wollte unb gut fanb, ßerru Jurdjtinger als belang;
tofen Sraujeugen &u erbitten, ©rregt trat ber (Srmäblte bot feinen
5&orgefe^ten unb fieberte fid) etliche Sföodjen noraus feinen Lirlaub.
@in fteinalter fy£tc£fcijrteiber marb berufen, um ben fcrjraarjen Sud);
roef be§ Buchhalters neu gu füttern unb auszubügeln. 2lucf) ber
bei etraeldjen l'ollegialen Seicfyenfcrjmäufen glanzlos" geraorbene
©nlinber fab, nod) einmal bas £id)t beS SageS. Stiles mar für
bie grofje ©tunbe bereit. Säglid) begab fid) ber Buchhalter in
$aft §u ber Braut, um uon ben einlaufenben sJlad)rid)ten be§ au§-
rodrtigen Bräutigams unb ber Bef)örben Kenntnis ju nehmen.
s31ad)bem ba§ bebäcfjtige Stanbesamt, bie mißgelaunten |)eimat$-
beworben, fomie bie fcfyroer tjinraanbelnben 9tatf)ausbeamten alle
Duellen ber dl)icane unb Verzögerung erfcl)ör>ft hatten, blieb am
©übe in ber Sfyat nichts anberS übrig, als ben Sag ber fo .bürger;
liefen Srauung feftjufe^en. ®ie fird)lid)e Berfoopelung follte bas
^aar, baS ©ite hatte, fpäter in ber ^eftbenj in feiner SieblingS;
fird)e (im ^ococogefcfjmacf) oornebmen. SGBarunt aud) nicht? backte
|)err ^urcljttnger. 2ld) nue ftopfte fein 0e% a^ ei* öa§ Seiegramm
fat), in beut ber Bräutigam feine 2lnfunft anzeigte. Ger brachte
biefem unbekannten 9)lanne eine grofje ©umpati)ie entgegen. @r
mußte ein oerftänbiger SJlenfcf) fein, bad)te er, mürbe er fonft in
ben ©taub ber ^eiligen ©he treten? 2lm Stbenb trug |)err $urct)-
tinger jroei $lafd)en SJlarfala unter feinem kantet l)eim, ein
IlHftdjen fieibni^cafeS unb eine ©d)ad)tet (Zigaretten, auf ber ben
9Ud)traud)er eine rötliche 2Büftenlanbfcf)aft angezogen l)ätte. 9Bäb,renb
ber folgenden Sage hinterließ er ftetS, e£)e er auf fein nahegelegenes
Bureau ging, p £mufe ben Sluftrag, man möge i£)n fofort herüber;
rufen, menn bas junge ^aar feinen Befud) machen mürbe. S)er
fonft ^ftidjtgetreue mürbe in biefen Sagen oft §erftreut unb nad);
läffig befunben.
 
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