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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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[Frankfurter Kunst]
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Buchner, Eberhard: Die Freiheit der Kunst: auch ein Mannheimer Theaterbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0871

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»erbientett 2)arftetter mit ^rleiß um ifjre Aufgaben bemütjt. §err 9JtöbiuS
mar al§ 9tat ©oetfje am redeten Bla^e, aud) ift bie roofjlgelungene ^n-
fjenierung feiner trefflicfjen fieitung §u bauten.

Die freibeit der Kunft.

— 2Iud) ein 9JZannf)etmer £f)eaterbrief. —

$dj werbe gefdmiten merben. $dj fottte einen Stf)eaterbrief fdjreiben
«nb fann e§ nidjt. Stnbre 3)ingc gefjn mir burd) ben Kopf. Qfjr follt fie
rotffen; unb fo fdjreibe id) fie nieber. Unb ber £f)eaterbrief — mit! fefjen,
baß id) ba§ eine tfjue unb öa§ anbere nidjt laffe.

®rei mufifatifd)e Vereine fyaben in ben legten jmei Söodjen bner
fonjertiert. ®a§ ift fein 2Iu§naf)mefaÜ\ £>öd)ften§ liegt bie 2tu§naf)tne
barin, baß unter ben brei Sonderten eine§ einem fyeroorragenben SBerfe,
SJiojart'g C-moll=9Jieffe, galt („SRufifnerein"), ba§ jroeite jum minbeften
anregen unb intereffieren tonnte („Sefjrergefanguerein") unb nur ba§ brüte
ben unuerfälfchten Gfjarafter ber DtamfdjbajarSbarbietwtgen jur Sd)au
trug, ber berartigen Kunftgenüffen fonft faft burcfjgängig anhaftet (,,©ing-
nerein"). Malgre ga, ma§ id) fagen mit!, muf3 gefagt werben, unb fo fei
ba§ britte al§ %i)pu§ f)erau§gef)oben: 'Sie r>eref)rlid)en SJiügKeber füllen
ben ©aal bi§ jum testen Sßlatj, ©äfte finb faum anroefenb. @§ trurb gut
ober fcrjlecfjt gefpielt, gut ober fd)led)t gefungen; mer fragt banad). 2(Ue§
»erläuft programmmäßtg. ®er Dirigent oerbeugt fiefj, ba§ Bublifum be-
jubelt i£)n. ©§ jubelt felbftoerftänblid); baju füljlt e§ fid) gerabep r>er-
pflichtet. Proben auf bem s$obium £>at man ja feine funftroütigen 2ln-
oerroanbten, ^reunbe, getreue -Dtadjbam unb besgleicfjen. Unb tjaben bie
mad'eren „©angesbrüber" genug ber ©fjren etngeftridjeu, fo jteljen fie
felbanber §ur ©d)enfe unb begießen ben ©rfolg be§ 2Ibenb§. ©ie fjaben
genug für bie Unfterblicfjfeit getfjan.

9Jlad)t ba§ Bublifum ein Kompliment, fo madjt bie Sßreffe bereu
ftet§ groei. ©etbftüerftänbtid) bringt fie glänjenbe Kritifen. 2B03U bie
SBafjrfjeit fagen! SÖo^u f)ier von Kauft reben. äftan muß roofjtrooüenb
fein, man muß jeben aufjeine $a<;on feiig merben laffen. 91ur nicfjt be-
mänteln! 9Jian fjat biebifcfje Sttngft ju oerletjen. 2Jlan roilt allen nad)
bem SRunbe reben. §err Sfteier ift ein oortreffltdjer SJZann, £>err ©djulje
aber nid)t minber. ©0 tritt man am befien feinem r>on beiben auf bie
Hühneraugen. Wlan lobfjubelt. ©§ foftet ja nur ein ©tüd'djen Ueber-
geugung. £$d) male gu fdjmarj? O nein, id) gefjöre aud) 3U ber $unft;
id) mufe es wof)l roiffen.

©ef)t, bag finb unfere ßunftgenüffe. (Sin SDonnerroetter gehörte
fjierfjer. ©d)afft in einer ©tabt roie 3WannI>eim eine, aud) graei große
(Sfjorwereinigungen (SDMnnerd)or, gemifd)ter ©f)or). Saßt babei alle Bereinig
feligfeit au§ bem Spiel. (Sine Bereinigung ift fein Berein. ©laubt nid)t,
baß, raenn gmei ober brei ®eutfd)e beieinanber fitjen, fie bie^ßftidjt f)aben,
einen Berein $u grünben. ®ient ber Kunft, bient tt)r allein. Stur bie
beften finb gut genug itjr 31t bienen. ©ebt euren Konzerten ein ernftere§
 
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