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sorderlich, um nach den öfters so spärlich vorhandenen Merkmalen den
ursprünglichen Zug einer Straße richtig herauszufinden. Diese Eigen-
schasten von einem Stubengelehrten zu erwarten, wäre unbillig; dagegen
sollten Militärs, Jngenieure, Straßenbaubeamte, Forstleute rc. fich mit
den Regeln, nach welchen die Römer ihre Straßen anlegten, vertraut
machen und sich der Ersorschung von alten Straßenzügen eisrig widmen.
Hiedurch würden den gelehrten Archäologen Materialien von größter
Wichtigkeit in die Hände geliefert. Wie Vieles Mäuner, welche berufen
sind römische Straßenzüge zu ersorschen, geleistet haben, beweisen z. B.
die lehrreichen Untersuchungen über die Römerstraßen in den Rhein- und
und Mosel-Gegenden, welche aus Befehl des K. preußischen Generalstabs
durch Herrn Hauptmann v. Schmitt I. angestellt und mit Anmerkungen
versehen im Auszuge mitgetheilt worden find von H. Zwirner in den
„Verhandlungen des Vereins zur Besörderung des Gewerbfleißes in
Preußen." (Zweite Lieserung. Berlin 1833. 4. S. 72 ff.) Welch'
treffliche Ergebnisse haben diese Untersuchungen geliefert, wie klar und
belehrend ist aus ihnen ein genaues Straßennetz hervorgegangen, das
uns über die Anlage und Führung der Römerstraßen so mannigsaltige
Aufschlüsse bietet. Dagegen haben viele gelehrte Abhandlungen das
Gegentheil geleistet und östers mehr irre geführt als den richtigen Weg
geleitet, weil fie meist von solchen geschrieben wurden, die entweder gar
nicht oder nur flüchtig an Ort und Stelle untersuchten und sich daher
an einzelne bekannte Straßensragmente hielten, aus denen sie beliebig
zusammenhängende Straßenzüge solgerten. Hieraus cntstanden große
Verwirrungen, und nicht selten haben sich dergleichen Forscher von einer
Straße auf eine ganz andere verirrt, immer in dem guten Glauben, daß
sie eine und dieselbe Straße eingehalten hätten. Andere suchten in Lager-
und Güterbüchern rc. Distriktsnamen aus, die aus Nömerstraßen deuteten,
und construirten sich nach diesen und anderen Merkmalen ein Straßen-
netz; wie sehr diese irre geleitet wurden, läßt sich leicht erklären, dagegen
haben sie durch ihre Bemühungen dem praktischen Alterthumsforscher, der
gründlich an Ort und Stelle suchte, vortreffliche Vorarbeiten geliefert.

Bei derartigen Zimmersorschungen, die nach Straßenbenennungen aus
Lagerbüchern, Urknnden w. zusammengesolgert wurden, trat nicht selten
der Fall ein, daß z. B. der aus eine ehemalige Römerstraße hindeutende
Name „Hochsträß" aus der Markung N. auch auf der nahe gelegenen
Markung S. ausgesunden wurde; beide Benennungen sind sodann als
einer Römerstraße angehorige angenommen worden, obgleich sie zwei
verschiedenen zukamen u. s. w. Auf diese Weise haben sich eine Menge
 
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