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Schriften des Württembergischen Alterthums-Vereins — 2.1869-1875

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Ausgrabungen, Entdeckungen und Restaurationen in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.13155#0157
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Weitcr aber stieß hart an den romischen Begrabnißplatz ein Reihen-
gräberfeld aus der fränkischen Zeit, und zwar eines der reichften, bis
jetzt in unsrem Land ansgedeckten. Man sand als Beigaben viele strachtvolle
nnd meist große Perlen aus Bernstein, Glas, Erdstech, Ostal, farbigem Thon
(oft mosaikartig) nnd aus vielfarbigen Glasflnssen, dann sehr lange und
schlanke eiserne Speerspitzen, Dvlche und Messer, ein Schwert, 95^ lang,
und ebensalls ein Sax von der bedeutenden Länge von 75°"'-; ein gar
zierliches ebenfalls eisernes Beilchen, bronzenc Fingerringe, Anhänger rc.,
einen schwcren silbernen Geäderring, eine stlbernc Haarnadel und endlich zahll
reiche herrliche silberne und stark vergoldete Fibeln, reich verziert mit Nauten-
und Bandwerk, mitunter in Schlangenköpfe ansgehend, cine auch mit Stcinen
besetzt. Sämtliche Fundc sind in's Stuttgarter Alterthumsmnseum gebracht
worden. vr. Paulus.

Gmünd^ 9. Januar 1874. Die schon scit mehreren Jahrcn in An-
griff genommene Rcstauration der zur Hohenstanfenzeit erbauten (spätromani-
schen) St. Johanniskirche in Gmünd geht immer mehr ihrer Vollendung
entgegen. Das Aeußere ist jetzt mit Ausnahme der Thüren vollkommen
fertig nnd verfehlt nicht, auf jeden Beschauer eine ebenso wohlthuende als
erhebende Wirknng auszuüben. Jndem man bei der Restauration genau
dem gegebenen Stile nnd dem an vielen Stellen noch erkennbaren ursprüng-
lichen Plane folgte, wurde die Kirche ganz in dem edlen und reicheillwickeltcn
Geschmack der alten zu Ende des 12. Jahrhunderts crrichtcten Basilika wie-
der hergestcllt, so daß es sclbst für einen Knnstkenner nicht leicht sein dürftc,
nunmehr das Alte vom Ncuen zu unterscheiden, und doppelt muß derjenige
erfrent sein, der den Zustand der Kirche vor ihrer Nestanration kannte.
Damals lagen das Hochschiff und die Seitcnschiffe nnter einem schwer-
fälligen Dache, die reichgeschmückten Wände der Kirche wurden durch spät-
gothische Fenster gcwaltsam nnd unharmonisch dnrchbrochcn, die Fenster des
Oberschiffs warcn ganz verdcckt, die meisten der Seitenschiffe vermauert.
Jetzt sieht man die Fensterrcihe des Oberschiffs wiedcr ganz in der alten
Schönheit, die reizenden Fensiergruppen dcr Seitenschiffe sind alle wieder ge-
geöffnet, und die srüher so sehr verunstaltcte Schauseite (im Westen) prangt
wieder in ihren eleganten Vexhältnissen nnd hat ihrcn rcichcn Skülpturen-
Schmuck aufs Beste ergänzt erhaltcn. Beim Niederlegen des ziemlich bau-
fällig gcwesenen gothischen Chores zeigten stch dib Grundmauern dcr ur-
sprünglichcn halbrnnden Abside; gcnan auf ihnen wurde die jetzige Abside
aufgeführt, so daß das hcrrliche Gebäude nun völlig aus einem Geist und
Gusse vor uns steht. — Jn glcicher Weise hat das Jnnere der schr ge-
ränmigcn Kirche dnrch die Nestanration außerordcntlich gewonnen; früher
 
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