Epoche Justinians.
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Schliesslich werfen wir einen Blick auf die Aussenansicht der Sophienkirche; diese ist
nun freilich zur türkischen Moschee hergerichtet und von allerlei Anbauten entstellt, vorzüg-
lich den Minarets, welche wir uns also hinwegdenken (Fig. 364). Das Ganze des justinianischen
Baues wird beherrscht von der freiaufragenden Kuppel. Allerdings kommt die Halbkugel
aussen nicht vollständig zur Geltung, weil ihr Untertheil von dem Kranz der Fenster und der
Fensterpfeiler verdeckt, die volle Bogenlinie dadurch verkümmert wird. Die vortretenden und
durch kleine Tonnengewölbe verbundenen Fensterpfeiler dienen zugleich als Strebepfeiler, um
dem Kuppelgewölbe Halt zu geben. Unter der Kuppel tritt das Hauptviereck als ein gewaltiger
Kubus deutlich hervor. Ihm schliesst sich in gleicher Höhe die grosse Concha (links) an: hier
verrathen sich die verstärkten Fensterpfeiler besonders deutlich als Strebepfeiler der Halb-
Minnret Minaretspitze
Fig. 364. Sophienkirche zu Konstantinopel. Aussenansicht.
kuppe]. An der Seite des Kubus fallen vor allem Anderen die zwei kolossalen Strebepfeiler
auf (im Grundriss mit A und B, beziehungsweise Ä' und B' bezeichnet). Sie halten die Ecken
des die Kuppel tragenden Hauptkörpers unwankbar fest. Zwischen ihnen ist in der Wand des
Kubus der grosse Schildbogen gesprengt; innerhalb desselben bemerkt man die Lünetten-
fenster in zwei Reihen übereinander. Aus dem verwirrenden Kranz der Anbauten erheben sich
noch eben erkennbar die Gewölbe des Nebenschiffs. Zwischen den zwei grossen Strebe-
pfeilern bemerkt man zwei vergitterte Lünetten und hinter ihren Rundbogen je eine flache
Kuppel; wiederum links von dem vorderen Strebepfeiler eine solche Flachkuppel, auch sie
die Kappe (Calotte) eines Kreuzgewölbes, dessen zwei nach aussen gewandte und vorge-
L. v. Sy bei, Weltgeschichte der Kunst. 30
Moderne Anbauten
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Schliesslich werfen wir einen Blick auf die Aussenansicht der Sophienkirche; diese ist
nun freilich zur türkischen Moschee hergerichtet und von allerlei Anbauten entstellt, vorzüg-
lich den Minarets, welche wir uns also hinwegdenken (Fig. 364). Das Ganze des justinianischen
Baues wird beherrscht von der freiaufragenden Kuppel. Allerdings kommt die Halbkugel
aussen nicht vollständig zur Geltung, weil ihr Untertheil von dem Kranz der Fenster und der
Fensterpfeiler verdeckt, die volle Bogenlinie dadurch verkümmert wird. Die vortretenden und
durch kleine Tonnengewölbe verbundenen Fensterpfeiler dienen zugleich als Strebepfeiler, um
dem Kuppelgewölbe Halt zu geben. Unter der Kuppel tritt das Hauptviereck als ein gewaltiger
Kubus deutlich hervor. Ihm schliesst sich in gleicher Höhe die grosse Concha (links) an: hier
verrathen sich die verstärkten Fensterpfeiler besonders deutlich als Strebepfeiler der Halb-
Minnret Minaretspitze
Fig. 364. Sophienkirche zu Konstantinopel. Aussenansicht.
kuppe]. An der Seite des Kubus fallen vor allem Anderen die zwei kolossalen Strebepfeiler
auf (im Grundriss mit A und B, beziehungsweise Ä' und B' bezeichnet). Sie halten die Ecken
des die Kuppel tragenden Hauptkörpers unwankbar fest. Zwischen ihnen ist in der Wand des
Kubus der grosse Schildbogen gesprengt; innerhalb desselben bemerkt man die Lünetten-
fenster in zwei Reihen übereinander. Aus dem verwirrenden Kranz der Anbauten erheben sich
noch eben erkennbar die Gewölbe des Nebenschiffs. Zwischen den zwei grossen Strebe-
pfeilern bemerkt man zwei vergitterte Lünetten und hinter ihren Rundbogen je eine flache
Kuppel; wiederum links von dem vorderen Strebepfeiler eine solche Flachkuppel, auch sie
die Kappe (Calotte) eines Kreuzgewölbes, dessen zwei nach aussen gewandte und vorge-
L. v. Sy bei, Weltgeschichte der Kunst. 30
Moderne Anbauten