Epoche des Weltverkehrs.
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grosser Aufschwung in der mykenischen Blütezeit von aussen angeregt sein, zuletzt
vom ägyptischen Monumentalbau, der bei aller Originalität des mykenischen ihm sogar
in konstruktiven Einzelheiten wie dem falschen Gewölbe, den Entlastungsräumen und
den für Steinbalken grossen Spannungen vorangegangen ist. Das falsche Gewölbe
kehrt in den Nuraghcn wieder, hier auch in Verbindung mit kreisförmigem Grundriss,
auch in den französischen, irischen und englischen Kammern. Die Konstruktion in
sich verengenden Ringen ist die des mesopotamischen Zicgclgcwölbes, in Stein über-
setzt. Die aus unbearbeiteten oder höchstens gespaltenen Grosssteinen gefügten mega-
lithcn Denkmäler, die wir westwärts den Inseln und Küsten des Mittelmeers und
wiederum nordwärts den atlantischen Küsten und Inseln "Westeuropas folgend bis
hinauf nach Skandinavien antrafen, so eigenartig eine jede ihrer lokalen Erscheinungs-
formen uns anspricht, so sind sie doch schon in der Idee des Megalithismus, auch in
vielen Einzelheiten zu übereinstimmend, um nicht aus demselben geschichtlichen Vor-
gang erklärt werden zu müssen, nämlich aus einer auf dem Seeweg erfolgten Ver-
breitung des monumentalen Baugedankens. Ihren Ausgang konnte diese Bewegung
nur vom östlichen Mittelmeer nehmen; der mcgalithe Haupttypus, das Stcinkanuner-
grab (Dolmen), findet sich so rein zwar weder im mykenischen Gebiet noch in Ägypten,
wohl aber wieder in Syrien und weithin zerstreut am Kaukasus und an der Westküste
Indiens. Die ägyptischen Pyramiden und die mykenischen Kuppelgräber erscheinen
wie verschiedene Hochzustände des Grosssteinbaues, die Tholoi am deutlichsten in
ihren mcgalithen Toren und den wenigstens in der Idee megalithen Thalamoi, von der
Ähnlichkeit des Kuppclhauses mit Nuraghcn und Talayots hier nicht zu reden; sic sind
also die Kunstform gegenüber der von Indien bis Skandinavien verbreiteten barbarischen
Formlosigkeit, wobei noch zu fragen bleibt, ob die Ungestalt als primitive Mutterform
der Kunstgestalt zu betrachten sei oder als deren barbarische Entartung.
Im Befestigungsbau beschränken sich die Flachländer Ägypten und Meso-
potamien nach wie vor auf den Ziegel, während die Burgen der mediterranen Gebirgs-
länder mit aus dem Berg gebrochenen Blöcken die gegebenen Felskronen nur ergänzen.
Im Zwischcnland, von Scndschirli bis Hissarlik, finden wir die gemischte Bauweise,
Ziegclobcrbau auf Steinsockel. Der Mauerring, in den Flachländern bis in Syrien
hinein, regelmässig viereckig oder kreisrund, musste im Gebirg dem unregelmässigen
Verlauf der Felskronen folgen. Mauerverstärkungen haben in irgend einer Art die
meisten Befestigungen, gewöhnlich als massive Maucrpfcilcr, ausgebildete Türme mit
Holdräumcn kommen nur vereinzelt vor; in die Mauer gelegte Kasematten wie die in
Tiryns finden sich erst viel später in Karthago wieder, vorgebildet sind sie bereits in
den Hohlräumen der Pyramiden. W o Nuraghcn in Gruppen vereinigt und durch
Mauerzüge verbunden das Bild einer Burg geben, müssen sic fortihkatorischc Be-
stimmung gehabt haben; bei solcher Verwendung stellen sich ihre Kammern jenen
Kasematten zur Seite.
Das Tor, ursprünglich nur eine Maueröffnung, wenn auch in verbessertem
Typ mit doppeltem Verschluss, blieb so in Mesopotamien, Syrien und Ägypten. Das
Festungstor Syriens lehrt die ägyptische Abbildung von Qades kennen; es liegt ge-
schützt zwischen flankierend vortretenden Türmen. Als Nachbild der syrischen festen
Tore erklärt man auch den, abweichend von allem Ägyptischen, dem Tempel Ramscs' HI
Vorgesetzten Pavillon zu Medinet Abu. Anders bei den Burgen. Der Gang der
Rampe, wegen der Berglage naturgemäss unter der Mauer hin, führte dazu, das Tor
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grosser Aufschwung in der mykenischen Blütezeit von aussen angeregt sein, zuletzt
vom ägyptischen Monumentalbau, der bei aller Originalität des mykenischen ihm sogar
in konstruktiven Einzelheiten wie dem falschen Gewölbe, den Entlastungsräumen und
den für Steinbalken grossen Spannungen vorangegangen ist. Das falsche Gewölbe
kehrt in den Nuraghcn wieder, hier auch in Verbindung mit kreisförmigem Grundriss,
auch in den französischen, irischen und englischen Kammern. Die Konstruktion in
sich verengenden Ringen ist die des mesopotamischen Zicgclgcwölbes, in Stein über-
setzt. Die aus unbearbeiteten oder höchstens gespaltenen Grosssteinen gefügten mega-
lithcn Denkmäler, die wir westwärts den Inseln und Küsten des Mittelmeers und
wiederum nordwärts den atlantischen Küsten und Inseln "Westeuropas folgend bis
hinauf nach Skandinavien antrafen, so eigenartig eine jede ihrer lokalen Erscheinungs-
formen uns anspricht, so sind sie doch schon in der Idee des Megalithismus, auch in
vielen Einzelheiten zu übereinstimmend, um nicht aus demselben geschichtlichen Vor-
gang erklärt werden zu müssen, nämlich aus einer auf dem Seeweg erfolgten Ver-
breitung des monumentalen Baugedankens. Ihren Ausgang konnte diese Bewegung
nur vom östlichen Mittelmeer nehmen; der mcgalithe Haupttypus, das Stcinkanuner-
grab (Dolmen), findet sich so rein zwar weder im mykenischen Gebiet noch in Ägypten,
wohl aber wieder in Syrien und weithin zerstreut am Kaukasus und an der Westküste
Indiens. Die ägyptischen Pyramiden und die mykenischen Kuppelgräber erscheinen
wie verschiedene Hochzustände des Grosssteinbaues, die Tholoi am deutlichsten in
ihren mcgalithen Toren und den wenigstens in der Idee megalithen Thalamoi, von der
Ähnlichkeit des Kuppclhauses mit Nuraghcn und Talayots hier nicht zu reden; sic sind
also die Kunstform gegenüber der von Indien bis Skandinavien verbreiteten barbarischen
Formlosigkeit, wobei noch zu fragen bleibt, ob die Ungestalt als primitive Mutterform
der Kunstgestalt zu betrachten sei oder als deren barbarische Entartung.
Im Befestigungsbau beschränken sich die Flachländer Ägypten und Meso-
potamien nach wie vor auf den Ziegel, während die Burgen der mediterranen Gebirgs-
länder mit aus dem Berg gebrochenen Blöcken die gegebenen Felskronen nur ergänzen.
Im Zwischcnland, von Scndschirli bis Hissarlik, finden wir die gemischte Bauweise,
Ziegclobcrbau auf Steinsockel. Der Mauerring, in den Flachländern bis in Syrien
hinein, regelmässig viereckig oder kreisrund, musste im Gebirg dem unregelmässigen
Verlauf der Felskronen folgen. Mauerverstärkungen haben in irgend einer Art die
meisten Befestigungen, gewöhnlich als massive Maucrpfcilcr, ausgebildete Türme mit
Holdräumcn kommen nur vereinzelt vor; in die Mauer gelegte Kasematten wie die in
Tiryns finden sich erst viel später in Karthago wieder, vorgebildet sind sie bereits in
den Hohlräumen der Pyramiden. W o Nuraghcn in Gruppen vereinigt und durch
Mauerzüge verbunden das Bild einer Burg geben, müssen sic fortihkatorischc Be-
stimmung gehabt haben; bei solcher Verwendung stellen sich ihre Kammern jenen
Kasematten zur Seite.
Das Tor, ursprünglich nur eine Maueröffnung, wenn auch in verbessertem
Typ mit doppeltem Verschluss, blieb so in Mesopotamien, Syrien und Ägypten. Das
Festungstor Syriens lehrt die ägyptische Abbildung von Qades kennen; es liegt ge-
schützt zwischen flankierend vortretenden Türmen. Als Nachbild der syrischen festen
Tore erklärt man auch den, abweichend von allem Ägyptischen, dem Tempel Ramscs' HI
Vorgesetzten Pavillon zu Medinet Abu. Anders bei den Burgen. Der Gang der
Rampe, wegen der Berglage naturgemäss unter der Mauer hin, führte dazu, das Tor