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Waiblinger, Wilhelm [Mitarb.]
Taschenbuch aus Italien und Griechenland: auf das Jahr ...: Neapel und Rom — Zweites Buch.1830

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105

Drohend streckt das Kastell sich in's Meer, und aus grünendem Hügel
Ragt St. Elmo, die Stadt mächtig beherrschend empor.
Heitere lustige Berge, mit euern blühenden Gärten,
Hain' und Villen und dich, ewig lebendiges Grün,
Grüß' ich alsdann, ich grüße den Park von Capo di Monte,
Dloridiana, und dort grüß' ich Posilippo's Fels!
Blick' ich aber zum Golfe hinweg, zu den schönen Gestaden,
Wie sie die Perlenschnur sonniger Städte begränzt,
Ueber die schimmernden Rechn, vom Abendlichte geröthet,
Hier des dampfenden Bergs aschiges Bild sich erhebt.
Dort S. Angelo's waldiger Fels und die Ufer Sorrento's
In hesperischem Licht schwellen und duften und glühn,
Aber ferne, dem Auge so süß, dem Herzen so theuer,
Capri's Zaubergestalt ewig hinüber mich lockt,
Himmel und Meer sich verklärt, und hell im lauteren Aether
Sich des alten Vulkans düstere Wolke verliert,
Dann, o Neptun, dann wünsch' ich, in einen Triton mich verwandelnd,
Ewig im Meere zu seyn, ewig solch Wunder zu sehn.
27.
Öst in vertraulicher Nacht wiegt mich der Kahn in der Bucht noch,
Stille athmet die Lust, Stille der Himmel, die See;
Kaum daß ein Fischer mich stört, der plätschernd zum Hafen zurückfahrt.
Kaum daß am dunkelen Strand noch eine Stimme verhallt.
Dann betracht' ich gerne, Vesuv, dein erhabenes Nachtbild,
Schaudernd fühlt das Gemüth, was du im Innern verbirgst.
Und es entwallt dem schrecklichen Haupt ein düsteres Glutroth,
Das die südliche Nacht flüchtigen Scheines erhellt.
Welche Klarheit, o Götter, was ist's? Aus dem Krater der Soma
Dämmert es mählig auf, fast wie ein zaubrischer Tag.
Du bist's, lieblicher Mond, du entsteigst in schüchternem Lichte,
Und nur tiefer verstärkt seh' ich die Schatten des Bergs.
 
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