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Griechische Terracotten aus Tanagra und Ephesos im Berliner Museum — Berlin, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.985#0004
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Terracotten gemacht wurden; seitdem sind bis in die letzte Zeit aus den
dortigen Gräbern eine überraschend grosse Anzahl von Tonfiguren in
fast vollkommener Erhaltung hervorgegangen, deren unvergleichliche
Anmut und Liebenswürdigkeit uns einen ganz neuen Einblick in die
griechische Kunst eröffnet hat. Seit kurzem sind auch in Klein-Asien
Tonfiguren von ähnlicher Vollkommenheit aufgetaucht, welche sich jedoch
mannigfach yon den böotischen unterscheiden; auf Tafel 29—32 sind vier
Terracotten dieser Gattung, welche aus Ephesos stammen, abgebildet.

Die meisten Figuren zeigen uns Frauen und Mädchen, in mehr oder
weniger reicher Gewandung, bald sitzend, bald stehend, in nachdenklicher
Stellung oder im Spiel: Griechinnen, wie sie sich im Haus, Garten oder auf
der Strasse bewegten — alle gleich anmutig und lieblich, vornehm und
von köstlicher Naivetät. Seltener sind Knabenfiguren (Tafel 23), sowie
Scenen des täglichen Lebens (Tafel 24). Daneben begegnet uns eine
Muse, welche sinnnend eine grosse Maske betrachtet.

Von Götterfiguren, welche verhältnissmässig nicht zahlreich vorkommen,
finden wir die reizenden kleinen Eroten (Tafel 25 und 26), sowie die grosse
Erosfigur aus Ephesos. Aus letzerem Ort stammen auch die stehende
Venus, sowie die von einer kleinen Erhöhung herabsteigende Figur, welche
man wohl als eine ins Bad steigende Venus bezeichnen darf. Herakles mit
Keule und Löwenfell, sowie zwei lustige Silene machen den Beschluss.

Die Figuren waren ursprünglich alle bemalt und ihre Farben sind
teilweise noch recht gut erhalten. Gerade darin liegt ein besonderer Reiz
dieser Figuren, dass uns in ihnen die Verbindung von Malerei und Plastik
am anschaulichsten entgegentritt. Die nackten Teile zeigen eine zarte Fleisch-
farbe; die Augen sind in der Regel blau, das Haar rötlich. Die Gewänder
 
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