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Teupser, Werner [Hrsg.]; Leipziger Kunstverein [Mitarb.]; Gemäldegalerie (Leipzig) [Mitarb.]
Kunst und ihre Sammlung in Leipzig: Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Leipziger Kunstvereins und Museums der bildenden Künste — Leipzig: Verlag von Breitkopf & Härtel, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.71455#0167
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zu präraffaclitischer Art hier wiedergegeben. — HIber Genua ging es weiter
nach Florenz, wo Härtel an den Pocken erkrankte, und kurz vor Weihnachten
wurde Rom zu längerem Aufenthalt erreicht. Neben den Werken der klassischen
Kunst waren es hier auch die Arbeiten und die Persönlichkeiten zeitgenössischer
Künstler, denen das besondere Interesse galt, und Hase — der übrigens kein
Hehl daraus macht, daß er diesen „Bilderdienst" einigermaßen dem Freunde
zuliebe mitmachte — berichtet hierüber: „Eine andere gesellige Grundlage in
Rom (neben dem gastfreien Hause des preußischen Gesandten Bunsen) bil-
deten die jungen deutschen Maler, die ziemlich studentenmäßig lebten, doch
wie aus der Universität die Wissenschaft der etwas starken Natürlichkeit eine
ideale Weihe gibt, so hier die Kunst mit allen ihren Interessen. Mit Fried-
rich Preller, der damals nur von Goethe gekannt war, schlossen wir ein
herzliches Verhältnis. Schon spürten wir etwas vom Getümmel der an-
mutigsten Gestalten aus der alten Götterwelt in Genelli's Geiste, Hermann
warb ihn für die Ausschmückung des .Römischen Hauses^, das er daheim zu
erbauen im Herzen trug. ... Heidegger^ war soeben mit seinen Kunst-
schätzen aus Griechenland gekommen,- Rauch gab freundliche Ratschläge, wie
man Italien sehen müsse, im Frühlinge als Braut, im Herbste als Mutter,-
bei Thorwaldsen durfte man mitunter zusehen, wie der Genius einem
Erdenkloß seinen lebendigen Odem einhaucht und ihn gestaltet zum Ebenbilde
Gottes, - Platen ließ sich gern aus seinem Trübsinn zerstreuen und war dann
geneigt an allem sich lachend zu ergötzen." Ein Abstecher nach Neapel galt
u. a. dem Besuche von Pompei und Pästum und der zweimaligen Besteigung
des Vesuv, ein „zweiter römischer Aufenthalt" wurde zu einem längeren Aus-
flug in die Albaner- und Sabinerberge sowie nach Ostia benutzt. Im April
1830 erfolgte die Abreise nach Sizilien, wieder über Neapel, dann zu Schiff
nach Palermo und von dort auf Maultieren um die ganze Insel herum, in
einem etwas phantastischen Auszüge — „Mitteldinger zwischen Don Quixotes
und arkadischen Schäfern", wie Hase einmal schreibt, bei dem auch noch man-
cher persönliche Zug über Härtels Erscheinung und Wesen zu finden ist. Alle
wichtigeren Orte wurden besucht: Selknunt, Girgenti, Syrakus, Catania,
Messina, Taormina, und schließlich ging es Ende Mai von Palermo aus
nach Neapel zurück, wo Hase sich von dem Freunde trennte, um über Genua
die Heimreise anzutreten, während Härtel, der in Sizilien viel unter Unpäß-
5 Karl Wilhelm v. Heidegger, Bayrischer Offizier im Generalstab des Königs Otto
von Griechenland und Maler.

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