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Teupser, Werner [Editor]; Leipziger Kunstverein [Contr.]; Gemäldegalerie (Leipzig) [Contr.]
Kunst und ihre Sammlung in Leipzig: Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Leipziger Kunstvereins und Museums der bildenden Künste — Leipzig: Verlag von Breitkopf & Härtel, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.71455#0178
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v. Hases bei, daß darin nicht nur Werke aus Härtels Sammlung, sondern auch
solche aus anderem Besitz enthalten gewesen seien,- in einem Exemplar aus
Richard Schönes Nachlaß sind folgende Nummern vermerkt, die vermut-
lich den Härtelschen Besitz bedeuten: 1-233. 1032-1201. 1341-1355.
1360-1370. 1373-1382. 1400-1402. 1414-1421. 1431-1440.
Immerhin ist der Katalog doch nicht als unbedingt zuverlässige Quelle zu be-
trachten, aber in jedem Falle dürften die einleitenden Worte aus genauer
Kenntnis von Härtels Wesen geschrieben sein und somit im allgemeinen die
Eigenart seiner Sammlung durchaus richtig kennzeichnen. Daß die klassische
Kunst Italiens mit Raffael als Gipfel im Mittelpunkt von Härtels Kunst-
anschauung stand und er besonders zahlreiche Wiedergaben und Publikationen
aus diesem Gebiet besaß, unterliegt ja ohnedies keinem Zweifel, und ebenso-
wenig seine warme Anteilnahme an den zeitgenössischen Bestrebungen zu ihrer
Wiedererweckung durch die deutschrömische Schule. Nach der Rückkehr von
einer seiner späteren italienischen Reisen schreibt er am 26. Juni 1843 in sei-
nem Tagebuch (bei Or. Friedrich Schöne, Charlottenburg) sehr bezeichnend:
„Für mich selbst habe ich von dieser Reise nichts mitgebracht als einige neue
Kupserstiche nach Rafael und Perugino aus der Lalcografia papale. Einen
schönen antiken Ringstein hätte ich gern gehabt, fand aber nichts, was mir,
im Verhältnis des Preises, völlig zugesagt hätte. Ich dachte auch an eine an-
tike Vase von einigem Belang, entschloß mich aber zuletzt, für mich selbst, mit
Ausnahme jener Kupferstiche, nichts auszuwenden." —
Ein liebenswürdiges Zeugnis für Härtels künstlerische Geschmacksrich-
richtung und seine Sammeltätigkeit besitzen wir sodann in dem lustigen
„Haus-ABC", das kein Geringerer als Gustav Freytag zur silbernen
Hochzeit 1861 gedichtet hat und das von einer großen Zahl von Angehörigen
der Familien Härtel und Volkmann sowie ihres Freundeskreises aufgeführt
wurde. Nachdem ihn da der Genius des Schönen begrüßt und Italien zum
Kommen gelockt hat, Kuckuck und Kreuzschnabel sich gestritten haben, ob er bleibt
oder geht, ob er Bücher macht oder Bilder malt, nachdem die Musik ihm bedeutsam
zugerufen hat: „Ein gutes Stück der deutschen Kunst beruht auf diesem Haus",
tritt endlich auch Rafsael auf, durch Carl Lampe verkörpert, und spricht:
Fragt nicht, was soll des fremden Malers Bild
Unter flüchtigen Schatten im deutschen Gewande?
Was jemals die Herzen mit Entzücken erfüllt,
Das waltet lebendig durch alle Lande.

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