Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Liebermann, Max; Hausenstein, Wilhelm; Galerie Thannhauser [Mitarb.]
Max Liebermann: Bilder, Aquarelle, Pastelle : Ausstellung Januar-Februar 1923 — München: Moderne Galerie Thannhauser, 1923

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62853#0008
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
befanden, auf. Recht neugierig ift man jetzt auf das Bild, welches
bei Liebermann im Atelier zurückgeblieben ift.« Etcetera. Und
nichts können, wüft fein — das heiße Impreffionismus.
Es iit ein wenig felbftverftändlich, daß der Jargon um diefe Parifer
Gefchichte in München gedruckt wurde.
Es ift wahr, daß das Verhältnis der Menge oder — fagen wir —
des äfthetifchen Durchfchnitts, ob er nun malte oder rezenfierte, auf
dem Niveau diefes Jargons ftand und ftehen blieb/ und man darf
feinen Kopf verwetten, daß er bei kunftoffiziellen Kegelabenden auch
heute noch nicht ausgeftorben ift.
Ift es gleichgültig? Man möchte mit ganzem Herzen fagen: Ja.
Aber es ift — Gott fei's geklagt — nicht gleichgültig,- denn mehr
als je haben die kompakten Majoritäten ohne Namen, wenigftens
ohne gültigen, die üble Prärogative, das Leben der Minoritäten zu
verpfufchen, die keine andere Prärogative haben als die: der Wahr-
heit und dem Wefen zu dienen.
Die Jahre und die Jahrzehnte gingen in die Lande. Der Stil der
Rezenfion nahm einigermaßen an Gefchliffenheit zu — fagen wir:
an »Qualität«. Aber man darf füglich bezweifeln, ob das Niveau
des Urteilens in dem Verhältnis ftieg, in dem das Urteilen den
Jargon verlernte. Und diefer Zweifel geht nun gegen die Lober
wie gegen die Tadler.
Zu den Tadlern: Der Expreffionismus ä tout prix verwies die
Malerei, die den ftarken Namen Liebermann trug, von den Schwellen
feiner Kartenhäufer. Dies fei doch nichts,- es fei eine Malerei ohne
Seele, ohne Geift, ohne Ausdruck,- dies fei doch Naturalismus. Damit
wolle man, da man nun endlich im Befitz der Seele, des Geiftes und
des Ausdrucks fei, nichts mehr zu tun haben. Fort damit — ad in-
feros. <In Parenthefe: man vergleiche das Bildnis Albert Einfteins.)
Zu den Lobern: Der Impreffionismus fei die einzige mögliche
Weltanfchauung. Liebermann fei der Impreffionift par excellence.
Aber ich glaube nicht, daß Richtungswinkel wie »Impreffionismus»
und »Exprelfionismus« oder andere ein Verhältnis zu Liebermann
bezeichnen können, in dem das Gültigfte der Kunft diefes wahren
Meifters aufgefangen wird.
Man müßte den freilidr etwas paradox fdheinenden, im Grunde
aber felbftverftändlichen Verfuch unternehmen, der Anfchauung diefes
 
Annotationen