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https://doi.org/10.11588/diglit.4925#0204
IX.
Die Apokalypse und die frühen Holzschnitte.
i* 9^m
»Ach herr gib uns darnach das ncw geziert
Jernfalem, das vom himmel herabfteigt,
davon Apocalypsis fchrcibt.«
D ü r e r.
b Dürer, ob Wolgemut? Diefe Frage fpitzt
fich erfl recht in ihrer ganzen Schärfe zu,
wenn wir auch den inneren Gegenfatz zwifchen
| den beiden Männern verfolgen und fehen, in
wie ganz verfchiedener Weife die Zeichen der
nahenden Zeit auf fie einwirkten. Eine tiefe
Erregung hatte fich am Schluffe des XV. Jahr-
ä hunderts der Gemüther in Deutfchland be-
mächtigt. Mit ungeahnter Kraft erhob fich dcr
fo oft zurückgedrängte Volksgeift gegen die veraltete hierarchifche Welt-
ordnung, wie he im Papftthumc und im Römifchen Kaiferthume gipfelte.
In diefen beiden Spitzen des mittelalterlichen Syftemes war nämlich
gerade damals ein Perfonenwechfel eingetreten, der wohl geeignet war
die fchlumrnernde Oppofition theils zu neuen Hoffnungen zu erwecken,
theils zur Verzweiflung aufzuregen. Im Jahre 1492 beflieg der fitten-
lose Alexander VI. aus der fpanifchen Familie der Borgia den päpft-
lichen Stuhl, und im folgenden Jahre trat Maximilian I., ein junger
und hochgemuther, ritterlicher und geiftreicher König an die Spitze
des Römifchen Reiches deutfcher Nation. Welche Gefühle, welche
Ausfichten mufsten fich da nicht aller Denkenden, der Guten und
Bellen im Volke bemächtigen? Und wirklich fchaarten fich alsbald
die Stände und Fürften um das neue Reichsoberhaupt, eifrig bemüht
um die endliche Aufrichtung eines ewigen Landfriedens, um die Her-
ftellung einer Reichsverfaffung. Das erfte und ftärkftejjindernifs, auf
welches diefe Beftrebungen ftiefsen, war der hergebrachte grofse
Einflufs des Papftes auf die öffentlichen Verhältniffe Deutschlands;
und als man 1495 einen Reichsrath zu errichten dachte, befprach man
Die Apokalypse und die frühen Holzschnitte.
i* 9^m
»Ach herr gib uns darnach das ncw geziert
Jernfalem, das vom himmel herabfteigt,
davon Apocalypsis fchrcibt.«
D ü r e r.
b Dürer, ob Wolgemut? Diefe Frage fpitzt
fich erfl recht in ihrer ganzen Schärfe zu,
wenn wir auch den inneren Gegenfatz zwifchen
| den beiden Männern verfolgen und fehen, in
wie ganz verfchiedener Weife die Zeichen der
nahenden Zeit auf fie einwirkten. Eine tiefe
Erregung hatte fich am Schluffe des XV. Jahr-
ä hunderts der Gemüther in Deutfchland be-
mächtigt. Mit ungeahnter Kraft erhob fich dcr
fo oft zurückgedrängte Volksgeift gegen die veraltete hierarchifche Welt-
ordnung, wie he im Papftthumc und im Römifchen Kaiferthume gipfelte.
In diefen beiden Spitzen des mittelalterlichen Syftemes war nämlich
gerade damals ein Perfonenwechfel eingetreten, der wohl geeignet war
die fchlumrnernde Oppofition theils zu neuen Hoffnungen zu erwecken,
theils zur Verzweiflung aufzuregen. Im Jahre 1492 beflieg der fitten-
lose Alexander VI. aus der fpanifchen Familie der Borgia den päpft-
lichen Stuhl, und im folgenden Jahre trat Maximilian I., ein junger
und hochgemuther, ritterlicher und geiftreicher König an die Spitze
des Römifchen Reiches deutfcher Nation. Welche Gefühle, welche
Ausfichten mufsten fich da nicht aller Denkenden, der Guten und
Bellen im Volke bemächtigen? Und wirklich fchaarten fich alsbald
die Stände und Fürften um das neue Reichsoberhaupt, eifrig bemüht
um die endliche Aufrichtung eines ewigen Landfriedens, um die Her-
ftellung einer Reichsverfaffung. Das erfte und ftärkftejjindernifs, auf
welches diefe Beftrebungen ftiefsen, war der hergebrachte grofse
Einflufs des Papftes auf die öffentlichen Verhältniffe Deutschlands;
und als man 1495 einen Reichsrath zu errichten dachte, befprach man