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Thieme, Paul
Bhāṣya zu vārttika 5 zu Pāṇini 1.1.9 und seine einheimischen Erklärer: ein Beitrag zur Geschichte und Würdigung der indischen grammatischen Scholastik — Berlin, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.39854#0024
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186

P. T hi em e,

„Es ist gelehrt worden (zu 1. 1. 9), daß r und l ‘gleichlautig’
heißen. (Daraus ergib!: sich, daß rti und Ui in den yärtt. richtig
paraphrasiert werden als ‘vor einem gleichlautigen f und ‘vor
einem gleichlautigen V: Def. Arg. 2.) Wenn die Substitution des
‘langen’ (Vokals) gewählt wird, dann wird lediglich f getätigt,
da ein der Summe (r +1) [ebenfalls] nächstbenachbartes ‘langes’ l
nicht vorhanden ist“.
Aus der Ausdrucks weise geht unzweideutig hervor, daß *r
und *1 nicht für ‘lang’ gelten. Damit ist jedoch nichts über ihre
tatsächliche Dauer ausgesagt. Es bedeutet lediglich, daß der Vor-
schlag des Def. (Arg. 4), für sie den Namen lac' zu lehren, abge-
lehnt ist, und zwar olfenbar deshalb, weil die Substitution des
‘plutierten’ Vokals in dem gewiß absurden Satz: ‘He, du l des
Hauptpriesters’, ein verzichtbares Resultat erscheint. Wenn man
aber das 4. Argument des Def. nicht annimmt, dann muß man
dem Opp. folgen, welcher behauptet, daß die zwei värtt. zu 6. 1.
101 unter allen Umständen zu lehren sind, ob man nun värtt. 5 zu
1. 1. 9 annimmt oder nicht (Arg. 3).
Die Käsikä stimmt also den Argumenten 2 des Defensors und
3 des Opponenten zu, während sie die Argumente 3 und 4 des
Defensors ablehnt, und demnach auch den Siddhänta des Äcärya.
Die Begründung können wir ihren knappen Sätzen nicht unmittelbar
entnehmen, es ist jedoch offensichtlich, daß praktische Rücksichten
der Deutlichkeit und Einfachheit für eine Lösung verantwortlich
zu machen sind, die in keiner Weise Patanjali’s wirkliche Ansicht
wiederspiegelt.
2. Kaiyata1) (friihstens 11. Jahrhundert n. Ch.).
Wir haben Grund anzunehmen, daß in Kaiyata’s ‘Bhäsya-
pradipa’ nicht viel originelle Arbeit steckt. Der Autor selbst ver-
sichert, daß er ‘traditionsgemäß’ erklären will und gibt Bkartrkari
als seine Quelle an2). Seine Knappheit und Übersichtlichkeit, und
wahrscheinlich auch seine kluge Beschränkung auf einfache und
naheliegende Interpretationen haben dem Pradipa jedoch den Vor-
rang vor anderen Bhäsyakommentaren erobert. Auch wir tun
gut, Kaiyata als erste Hilfe zum Verständnis vorzugsweise zu be-
handeln.

1) Zitiert nach der Ausgabe von Pandit Sivadatta D. Kuddäla: Patanjali’s
Vyäkarana Mahäbhäsya with Kaiyata’s Pradipa, Bombay 1917.
2) Einleitung Yers 5 und 7. — Zum Verhältnis Kaiyata’s und Bhartrhari’s
vgl. Kielhorn, Mahäbhäsya II2 Preface S. 19, Anm. 1.
 
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