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Thiersch, Friedrich Wilhelm
Über Paros und parische Inschriften — München, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.9051#0006
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doch zur Selbstständigkeit geführt, und für ihre weitere Entfaltung
die Bahn geöffnet hat. Seitdem blühte das Eiland fortdauernd darch
Zahl und Wohlstand seiner Bevölkerung, kam aber nebst den andern
Cycladen in Abhängigkeit von Naxos, dessen Macht auf 8000 schild-
tragende Männer und viele grosse Schiffe gestützt war Die Er-
scheinung der Perser in jenen Meeren löste dieses Uebergewicht der
Naxier, und nach der Schlacht bei Marathon vertheidigte Paros sieg-
reich seine Unabhängigkeit gegen die Belagerung durch Miltiades und
die attische Flotte von 70 Schiffen 2). Dass Miltiades sie in Erwar-
tung grossen Gewinnes angriff, und hoffen konnte, von der Insel
100 Talente Strafgeld zu erheben, ist ein Beweis ihres für jene Zeit
ungewöhnlichen Reichthumes. Glücklicher gegen die Parier war
Themistokles, welcher nach dem Siege bei Salamis mit den übrigen
Cycladen auch dieses Eiland den Athenäern zinspflichtig machte.
Paros theilte darauf die Schicksale der übrigen Inseln des ägäischen
Meeres, die ohne Mittel, einer grösseren Macht zu widerstehen, seit-
dem die Beute der Völker wurden, welche nacheinander jene Meere
beherrschten. Zur Zeit der Piömcr nennt Strabo sie 3) nebst Andros
und Naxos die der Beachtung würdigste unter den Cycladen. Sie
verschwindet dann bis in die Zeiten der Kreuzzüge. Als die Latei-
ner sich des griechischen Reiches bemächtigten, und Heinrich Kaiser
in Constantinopel war, empfing von ihm Marco Sanudo IS'axos als
Lohn und vereinigte mit demselben auch Paros. Ihr Besitz wech-
selte seitdem zwischen den lateinischen Häusern Sanudo, Sommaripa,
Carcerio, Venier, Crispi, bis die Türken den nie ruhenden Zwist dieser
Dynasten durch Unterwerfung endigten.

1) Herodot V. 3i.

2) Herodot VI. 133 ff.

3) Geogr. io §. 7 Cor.
 
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