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Zeichnungen
Mütze seitwärts aufgesetzt; ihr herabhängendes Ende bildet den
Hintergrund für die Stirne. Die Züge: vorgebaute Stirne,
eckige, ausgeschwungene Nase, vortretende Unterlippe, wirken
fast karrikaturenhaft. Das Haar ist kurzlockig, über der Stirne
ein struppig vorspringender Busch. Um die Schultern ein
Gewandstück drapirt. — Rückseite: Nach Ber, ein Mann, der
eine Frau trägt (ich sah sie nicht). — Röthel. — Vergl. Krit.
Unt. I, 266. — Aus Sammi. Buonarroti, Ottley, Lawrence. —
Ottley. Abb. 32. Fisher II, 12. Rob. 9. Ber. 1551. Pl. CXXX. —
Diese prachtvolle, mit grösster Unmittelbarkeit dem Leben
nachgebildete Studie verdankt ihre Entstehung offenbar dem
Interesse an dem seltsamen fremdartigen Typus und dürfte in
der Zeit der Sixtinischen Deckenmalerei entstanden sein. Ver-
werthet, wie Ber. annimmt, der sie gewagter Weise auf
den Mann in der Josiaslünette bezieht, ward sie dort nicht.
394. N. 10. Kopf und Büste einer Frau (für eine Sibylle).
Etwas nach rechts hinten gewandt, dreht sie den leicht ge-
senkten abwärts blickenden Kopf im Profil nach rechts. Ein
Kopfputz mit einer diademförmigen Krämpe über der Stirn
und einem über die Schläfe herabhängenden Streifen bedeckt
das Haupt; im Ohr ein Schmuckstück. Das Gewand ist vier-
eckig ausgeschnitten. — Röthel. — Aus Sammi. Buonarroti,
Wicar, Lawrence. — Vgl.Bd. III, 353.497. Krit. Unt. I, 257. II, 337.
— Lawrence Gall. 19. Fisher II, 13. Rob. 10. Wölfflin, Jugend-
werke 64. Ber. 1552. Pl. CXXXI. St. 603. Abb. 660. Colvin:
Sel. drawings. Frey 172 b. — Die herrliche Zeichnung gehört
der Zeit der Beschäftigung mit den Sixtinischen Deckenbildern
an. Darüber sind sich alle Forscher einig. Ber. ward an die
dekorativen Figuren erinnert, St. glaubte sie auf den Jüng-
ling in der Eleazarlünette beziehen zu dürfen, für den M. ein
weibliches Modell benutzt habe. Ich leugnete dies und be-
zeichnete den Kopf als die Studie für eine Sibylle, worin mir
Frey beipflichtet. Ich ging aber noch weiter, indem ich —
zugleich die Verwandtschaft mit einem Typus, wie der Frau in
der Ezechiaslünette, betonend, was Frey ohne jeden Grund ab-
weist — ihn in direkte Beziehung zu einem Sibyllenentwurf,
der nicht zur Ausführung gelangte, in Venedig (s. u. N. 519)
setzte. Frey irrt sich sehr, wenn er glaubt, diesen Hinweis
durch eine apodiktische Bemerkung, wie diese: „diese Hypo-
these erledigt sich dadurch, dass das Blatt in Venedig nicht
von M. ist", beseitigen zu können. Im Gegentheil hätte ihm
der zweifellose Zusammenhang der Oxforder Skizze — genau
dieselbe Haltung des Körpers und des Kopfes, dasselbe Profil
Zeichnungen
Mütze seitwärts aufgesetzt; ihr herabhängendes Ende bildet den
Hintergrund für die Stirne. Die Züge: vorgebaute Stirne,
eckige, ausgeschwungene Nase, vortretende Unterlippe, wirken
fast karrikaturenhaft. Das Haar ist kurzlockig, über der Stirne
ein struppig vorspringender Busch. Um die Schultern ein
Gewandstück drapirt. — Rückseite: Nach Ber, ein Mann, der
eine Frau trägt (ich sah sie nicht). — Röthel. — Vergl. Krit.
Unt. I, 266. — Aus Sammi. Buonarroti, Ottley, Lawrence. —
Ottley. Abb. 32. Fisher II, 12. Rob. 9. Ber. 1551. Pl. CXXX. —
Diese prachtvolle, mit grösster Unmittelbarkeit dem Leben
nachgebildete Studie verdankt ihre Entstehung offenbar dem
Interesse an dem seltsamen fremdartigen Typus und dürfte in
der Zeit der Sixtinischen Deckenmalerei entstanden sein. Ver-
werthet, wie Ber. annimmt, der sie gewagter Weise auf
den Mann in der Josiaslünette bezieht, ward sie dort nicht.
394. N. 10. Kopf und Büste einer Frau (für eine Sibylle).
Etwas nach rechts hinten gewandt, dreht sie den leicht ge-
senkten abwärts blickenden Kopf im Profil nach rechts. Ein
Kopfputz mit einer diademförmigen Krämpe über der Stirn
und einem über die Schläfe herabhängenden Streifen bedeckt
das Haupt; im Ohr ein Schmuckstück. Das Gewand ist vier-
eckig ausgeschnitten. — Röthel. — Aus Sammi. Buonarroti,
Wicar, Lawrence. — Vgl.Bd. III, 353.497. Krit. Unt. I, 257. II, 337.
— Lawrence Gall. 19. Fisher II, 13. Rob. 10. Wölfflin, Jugend-
werke 64. Ber. 1552. Pl. CXXXI. St. 603. Abb. 660. Colvin:
Sel. drawings. Frey 172 b. — Die herrliche Zeichnung gehört
der Zeit der Beschäftigung mit den Sixtinischen Deckenbildern
an. Darüber sind sich alle Forscher einig. Ber. ward an die
dekorativen Figuren erinnert, St. glaubte sie auf den Jüng-
ling in der Eleazarlünette beziehen zu dürfen, für den M. ein
weibliches Modell benutzt habe. Ich leugnete dies und be-
zeichnete den Kopf als die Studie für eine Sibylle, worin mir
Frey beipflichtet. Ich ging aber noch weiter, indem ich —
zugleich die Verwandtschaft mit einem Typus, wie der Frau in
der Ezechiaslünette, betonend, was Frey ohne jeden Grund ab-
weist — ihn in direkte Beziehung zu einem Sibyllenentwurf,
der nicht zur Ausführung gelangte, in Venedig (s. u. N. 519)
setzte. Frey irrt sich sehr, wenn er glaubt, diesen Hinweis
durch eine apodiktische Bemerkung, wie diese: „diese Hypo-
these erledigt sich dadurch, dass das Blatt in Venedig nicht
von M. ist", beseitigen zu können. Im Gegentheil hätte ihm
der zweifellose Zusammenhang der Oxforder Skizze — genau
dieselbe Haltung des Körpers und des Kopfes, dasselbe Profil