Paris, Louvre
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Schale, auf der Etwas liegt, hält. Daneben (umgekehrt) eine
schlanke Henkelvase und neben dieser ein Adler mit empor-
gerecktem Kopf (daneben: „andro q.."). Oben auf der Seite
(nicht von M.s Hand) ist, wie Frey richtig liest, geschrieben:
per l'anima e per lo chorpo Amen, questo libro sie dj donato
dj bertino e dj bonarotto dj simone merchatanti e chanbiatorj,
il quale (sic) tengniamo alla tavola nostra in merchato nuovo
e sonovj scritto suso chiccj de dare e chi deve avere da noj
nelle due charte chominceremo a scrivere chiccj de dare e
seghuiremo insino nelle charte CXXVIII e nelle charte CXXVIIII
chominceremo avere chi dovra avere da noi e chossj seghuiremo
tutto il libro ed e charte CCXL so.. e chiamerassj illibro 4
e chominciamolo a scrivere adj II dj marzo anno sopradetto.
— Feder. — Aus Sammi. Mariette. — Vgl. Bd. III, 164. Krit.
Unt. I, 78. 1 14. 265. — Reiset 110. Portheim, Rep. f. K. XII,
142. Ber. 1579. Frey 27. 28. St. S. 655. 656. Br. 53. 54. Gir. 84.
— Die von Morelli bezweifelte Ächtheit des Blattes wird von
allen anderen Forschern zugegeben. Frey betont mit Recht
die stilistischen Unterschiede zwischen der Vorder- und der
Rückseite. Die knieende Frau ist früher entstanden, wenn
auch wohl nicht in der allerfrühesten Zeit, wie Portheim an-
nimmt, der hier eine Skizze nach einer Salome Ghirlandajos
sehen möchte. Auch ich glaube, dass ein älteres Vorbild
vorgelegen hat (Stellung und Gewanddrapirung!) ; Berensons
Meinung, es sei ein Entwurf für die Judithszene in der Six-
tina, ist mit Recht schon von Frey zurückgewiesen worden.
In der Gruppe auf der Vorderseite ist nicht, wie Berenson
und Steinmann wollen, ein Entwurf für die Osiasstichkappe,
sondern offenbar ein solcher für eine Anna selbdritt zu ge-
wahren. Und ich halte daran fest, dass, wie zuerst Reiset
annahm, die Worte „chi dire" sich auf sie beziehen; warum
Frey das f. zu fortuna (statt zu fosse) ergänzt, sehe ich nicht
ein. Den männlichen Akt auf den David zu beziehen, liegt
kein Grund vor. Dass er bärtig gedacht und daher auf einen
Apostel oder Propheten zu beziehen sei, wie Frey sagt, kann
ich freilich nicht zugeben. — Aus dem Ricordo auf der Rück-
seite hat Frey geschlossen, dass die Skizzen erst nach 1513,
in welchem Jahre M. seinen Bruder Buonarroto selbständig
machte, entstanden seien. Dies erscheint mir undenkbar. Der
Stil auch der Anna selbdritt weist auf die Zeit nicht nach,
sondern vor der Sixtinischen Decke hin, an deren Sibyllen
die Anna allerdings schon erinnert; etwa auf die Jahre 1503
oder 1504. Und hieran kann mich der Ricordo nicht irre
machen. Dass derselbe 1513 anzusetzen ist, ist keinesweges
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Schale, auf der Etwas liegt, hält. Daneben (umgekehrt) eine
schlanke Henkelvase und neben dieser ein Adler mit empor-
gerecktem Kopf (daneben: „andro q.."). Oben auf der Seite
(nicht von M.s Hand) ist, wie Frey richtig liest, geschrieben:
per l'anima e per lo chorpo Amen, questo libro sie dj donato
dj bertino e dj bonarotto dj simone merchatanti e chanbiatorj,
il quale (sic) tengniamo alla tavola nostra in merchato nuovo
e sonovj scritto suso chiccj de dare e chi deve avere da noj
nelle due charte chominceremo a scrivere chiccj de dare e
seghuiremo insino nelle charte CXXVIII e nelle charte CXXVIIII
chominceremo avere chi dovra avere da noi e chossj seghuiremo
tutto il libro ed e charte CCXL so.. e chiamerassj illibro 4
e chominciamolo a scrivere adj II dj marzo anno sopradetto.
— Feder. — Aus Sammi. Mariette. — Vgl. Bd. III, 164. Krit.
Unt. I, 78. 1 14. 265. — Reiset 110. Portheim, Rep. f. K. XII,
142. Ber. 1579. Frey 27. 28. St. S. 655. 656. Br. 53. 54. Gir. 84.
— Die von Morelli bezweifelte Ächtheit des Blattes wird von
allen anderen Forschern zugegeben. Frey betont mit Recht
die stilistischen Unterschiede zwischen der Vorder- und der
Rückseite. Die knieende Frau ist früher entstanden, wenn
auch wohl nicht in der allerfrühesten Zeit, wie Portheim an-
nimmt, der hier eine Skizze nach einer Salome Ghirlandajos
sehen möchte. Auch ich glaube, dass ein älteres Vorbild
vorgelegen hat (Stellung und Gewanddrapirung!) ; Berensons
Meinung, es sei ein Entwurf für die Judithszene in der Six-
tina, ist mit Recht schon von Frey zurückgewiesen worden.
In der Gruppe auf der Vorderseite ist nicht, wie Berenson
und Steinmann wollen, ein Entwurf für die Osiasstichkappe,
sondern offenbar ein solcher für eine Anna selbdritt zu ge-
wahren. Und ich halte daran fest, dass, wie zuerst Reiset
annahm, die Worte „chi dire" sich auf sie beziehen; warum
Frey das f. zu fortuna (statt zu fosse) ergänzt, sehe ich nicht
ein. Den männlichen Akt auf den David zu beziehen, liegt
kein Grund vor. Dass er bärtig gedacht und daher auf einen
Apostel oder Propheten zu beziehen sei, wie Frey sagt, kann
ich freilich nicht zugeben. — Aus dem Ricordo auf der Rück-
seite hat Frey geschlossen, dass die Skizzen erst nach 1513,
in welchem Jahre M. seinen Bruder Buonarroto selbständig
machte, entstanden seien. Dies erscheint mir undenkbar. Der
Stil auch der Anna selbdritt weist auf die Zeit nicht nach,
sondern vor der Sixtinischen Decke hin, an deren Sibyllen
die Anna allerdings schon erinnert; etwa auf die Jahre 1503
oder 1504. Und hieran kann mich der Ricordo nicht irre
machen. Dass derselbe 1513 anzusetzen ist, ist keinesweges