Paris, Mr. Emile Wauters
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an grosse Figuren (Apostel) gedacht zu haben, oder beab-
sichtigte er kleinere Figuren in die unteren Thronnischen zu
setzen? Einige Motive — die Medaillons, die Festons, die
kleinen Historienfelder bekrönenden Figuren auf den Thron-
pfeilern —, die in dem definitiven Entwürfe aufgenommen
wurden, erscheinen hier schon, während sie in der Londoner
Skizze hinter anderen, welche die breite, hohe Thronanlage
mit sich brachte, verschwinden. — Der schöne Entwurf eines
Propheten (IX), später entstanden, führt uns in die erste Zeit
der Beschäftigung mit den Zwickelfiguren. (Man vergleiche
die Federskizze eines anderen auf dem Londoner Blatte.) So
wohl auch die Draperieskizze. In die der Durcharbeitung
einzelner Figuren versetzen die Kreideentwürfe, woraus sich,
was Frey merkwürdiger Weise gar nicht berücksichtigt, er-
giebt, dass diese doch später, nicht früher als die Decken-
skizze, auf das Blatt gesetzt sind. Die Beziehung von III auf
den Noahsohn erscheint wohl sicher. Wie aber verhält es
sich mit den drei anderen Studien? Frey bezieht sie alle auf
den Adam, indem er, die Zeichnung in Venedig heranziehend,
einen vom Fresko noch verschiedenen ersten Gedanken an-
nimmt. Nach diesem habe Adam anfänglich den ganzen Ober-
körper aufgerichtet, indem er sich auf dem nach unten ge-
stemmten rechten Arm und Hand aufstützt; das linke Bein
war noch nicht aufgestemmt, also die Bewegung des linken
Armes „unmittelbar über dem Erdboden". Der Kopf, mehr
emporgereckt, schaute mehr nach oben, was voraussetzen lässt,
dass Gottvater mehr von oben links herabstürmte. Diese
Hypothese, die durch die Zeichnung in Venedig wohl be-
gründet erscheinen mag, giebt doch zu manchen Bedenken
Anlass. Erstens erschiene eine Komposition, wie die von Frey
vorausgesetzte, schwer vereinbar mit der oblongen Form der
Bildfläche. Zweitens frägt es sich, ob der Arm und die Hand
des Wautersschen Blattes (IV und V) auf den Akt in Venedig
zu beziehen sind. Der Arm hat nicht die straff aufgestemmte
Haltung, sondern eine mehr hängende; die Hand stützt sich
nicht auf den Boden, sondern umklammert etwas. Ja, man
könnte fragen, ob überhaupt die Hand V als Detail für den
Arm IV bestimmt sei. Endlich ist hinter dem Arme eine
Draperie angegeben, die für einen Adam überhaupt undenk-
bar ist. Eben diese Draperie legt mir den Gedanken nahe,
ob nicht der Arm für einen Ignudo bestimmt war, und zwar
für jenen links von der Cumaea, der an das Fresko der Er-
schaffung Adams angränzt. Die Haltung ist ganz ähnlich.
Und dann könnte man auch die Hand für die eines der Ath-
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an grosse Figuren (Apostel) gedacht zu haben, oder beab-
sichtigte er kleinere Figuren in die unteren Thronnischen zu
setzen? Einige Motive — die Medaillons, die Festons, die
kleinen Historienfelder bekrönenden Figuren auf den Thron-
pfeilern —, die in dem definitiven Entwürfe aufgenommen
wurden, erscheinen hier schon, während sie in der Londoner
Skizze hinter anderen, welche die breite, hohe Thronanlage
mit sich brachte, verschwinden. — Der schöne Entwurf eines
Propheten (IX), später entstanden, führt uns in die erste Zeit
der Beschäftigung mit den Zwickelfiguren. (Man vergleiche
die Federskizze eines anderen auf dem Londoner Blatte.) So
wohl auch die Draperieskizze. In die der Durcharbeitung
einzelner Figuren versetzen die Kreideentwürfe, woraus sich,
was Frey merkwürdiger Weise gar nicht berücksichtigt, er-
giebt, dass diese doch später, nicht früher als die Decken-
skizze, auf das Blatt gesetzt sind. Die Beziehung von III auf
den Noahsohn erscheint wohl sicher. Wie aber verhält es
sich mit den drei anderen Studien? Frey bezieht sie alle auf
den Adam, indem er, die Zeichnung in Venedig heranziehend,
einen vom Fresko noch verschiedenen ersten Gedanken an-
nimmt. Nach diesem habe Adam anfänglich den ganzen Ober-
körper aufgerichtet, indem er sich auf dem nach unten ge-
stemmten rechten Arm und Hand aufstützt; das linke Bein
war noch nicht aufgestemmt, also die Bewegung des linken
Armes „unmittelbar über dem Erdboden". Der Kopf, mehr
emporgereckt, schaute mehr nach oben, was voraussetzen lässt,
dass Gottvater mehr von oben links herabstürmte. Diese
Hypothese, die durch die Zeichnung in Venedig wohl be-
gründet erscheinen mag, giebt doch zu manchen Bedenken
Anlass. Erstens erschiene eine Komposition, wie die von Frey
vorausgesetzte, schwer vereinbar mit der oblongen Form der
Bildfläche. Zweitens frägt es sich, ob der Arm und die Hand
des Wautersschen Blattes (IV und V) auf den Akt in Venedig
zu beziehen sind. Der Arm hat nicht die straff aufgestemmte
Haltung, sondern eine mehr hängende; die Hand stützt sich
nicht auf den Boden, sondern umklammert etwas. Ja, man
könnte fragen, ob überhaupt die Hand V als Detail für den
Arm IV bestimmt sei. Endlich ist hinter dem Arme eine
Draperie angegeben, die für einen Adam überhaupt undenk-
bar ist. Eben diese Draperie legt mir den Gedanken nahe,
ob nicht der Arm für einen Ignudo bestimmt war, und zwar
für jenen links von der Cumaea, der an das Fresko der Er-
schaffung Adams angränzt. Die Haltung ist ganz ähnlich.
Und dann könnte man auch die Hand für die eines der Ath-