MODELLE
Nur einige wenige allgemeine Nachrichten aus den Lebzeiten
des Meisters erhalten wir über das Schicksal seiner Modelle, die er
in Wachs und Thon, nicht nur für seine Skulpturen, sondern auch
zu Studienzwecken für seine Gemälde anzufertigen pflegte. So: dass
ihm vier Modelle 1529 aus seinem Atelier gestohlen wurden,
dass er, wie Zeichnungen und Kartons, so auch Modelle an Antonio
Mini schenkte, der sie mit nach Frankreich nahm, von wo sie durch
Rustici zum Theil wieder nach Florenz gebracht wurden, und dass
Pietro Aretino durch Vasari 1536 aus Privatbesitz ein Wachsmodell,
den Kopf eines Alten, erhielt. Die meisten seiner Modelle wird
Michelangelo selbst vernichtet haben. Von einigen ihm zugeschrie-
benen Modellen erfahren wir durch spätere Notizen. So werden
z. B. im XVII. Jahrhundert in einem Kataloge einer Privatsammlung
in Aix drei Thonmodelle: drei Skelette genannt (Bonnaffe:
Gaz. d. b. a. II per. XVII, 424); im XVIII. Jahrhundert: Modelle
im Besitze des Herrn Ignace Hugford und des Paolo Dolci, zwei
Wachskruzifixe zu Bergamo in der Casa Marchesi und bei Conte
Asperti, von Abb. Francesco Tasso aus Rom gebracht (Bottari,
Lett. VI, 243 f.). Ein Schächer am Kreuz, die Studien zu
den Tageszeiten der Medicikapelle u. A. (s. u. N. 560 bis
575) aus Terrakotta befanden sich im Praunschen Museum zu
Nürnberg (Murr: Description S. 462), ein anatomisches Stu-
dium in der Accademia di S. Luca zu Rom (Ramdohr III, 159).
Man weiss aber, wie wenig auf solche Zuschreibungen zu geben ist,
und auch eine nähere Befragung der Kataloge alter Kunstsamm-
lungen und Versteigerungen würde nur Notizen von zweifelhaftem
Werth ergeben. Einiges Nähere über Eigenthümlichkeiten der
Michelangeloschen Modelle gebe ich unten gelegentlich der Be-
sprechung der Hähnelschen Modelle in Dresden.
Im Folgenden stelle ich die Liste der mir bekannt gewordenen,
heute nachweisbaren Modelle auf, denen ich alte Bronzeabgüsse von
Nur einige wenige allgemeine Nachrichten aus den Lebzeiten
des Meisters erhalten wir über das Schicksal seiner Modelle, die er
in Wachs und Thon, nicht nur für seine Skulpturen, sondern auch
zu Studienzwecken für seine Gemälde anzufertigen pflegte. So: dass
ihm vier Modelle 1529 aus seinem Atelier gestohlen wurden,
dass er, wie Zeichnungen und Kartons, so auch Modelle an Antonio
Mini schenkte, der sie mit nach Frankreich nahm, von wo sie durch
Rustici zum Theil wieder nach Florenz gebracht wurden, und dass
Pietro Aretino durch Vasari 1536 aus Privatbesitz ein Wachsmodell,
den Kopf eines Alten, erhielt. Die meisten seiner Modelle wird
Michelangelo selbst vernichtet haben. Von einigen ihm zugeschrie-
benen Modellen erfahren wir durch spätere Notizen. So werden
z. B. im XVII. Jahrhundert in einem Kataloge einer Privatsammlung
in Aix drei Thonmodelle: drei Skelette genannt (Bonnaffe:
Gaz. d. b. a. II per. XVII, 424); im XVIII. Jahrhundert: Modelle
im Besitze des Herrn Ignace Hugford und des Paolo Dolci, zwei
Wachskruzifixe zu Bergamo in der Casa Marchesi und bei Conte
Asperti, von Abb. Francesco Tasso aus Rom gebracht (Bottari,
Lett. VI, 243 f.). Ein Schächer am Kreuz, die Studien zu
den Tageszeiten der Medicikapelle u. A. (s. u. N. 560 bis
575) aus Terrakotta befanden sich im Praunschen Museum zu
Nürnberg (Murr: Description S. 462), ein anatomisches Stu-
dium in der Accademia di S. Luca zu Rom (Ramdohr III, 159).
Man weiss aber, wie wenig auf solche Zuschreibungen zu geben ist,
und auch eine nähere Befragung der Kataloge alter Kunstsamm-
lungen und Versteigerungen würde nur Notizen von zweifelhaftem
Werth ergeben. Einiges Nähere über Eigenthümlichkeiten der
Michelangeloschen Modelle gebe ich unten gelegentlich der Be-
sprechung der Hähnelschen Modelle in Dresden.
Im Folgenden stelle ich die Liste der mir bekannt gewordenen,
heute nachweisbaren Modelle auf, denen ich alte Bronzeabgüsse von