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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3): Verzeichniss der Zeichnungen, Kartons und Modelle — Berlin: Grote, 1913

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Modelle

tung unterscheidet sich von dem Marmor darin, dass in diesem
der Unterleib mehr gehoben und dem Beschauer zugewendet,
in dem Modell mehr lagernd ist. Der Künstler nahm also,
indem er die Bewegung steigerte, eine bedeutsame, den Ein-
druck des Gequälten verstärkende Veränderung vor. War der
Kopf schon so gesenkt gedacht? Das Gewand, als solches
auch unter dem rechten Oberschenkel gekennzeichnet, ist
massiger als Unterlage gebildet. — Abb. Zeitschr. f. bild. K.
1876. XL Steinmann, Das Geh. S. 83, Abb. 17. Thode. Mon.
f. Kw. 1913. Taf. I.
56oa.Die rechte Hand der Aurora. Mit dem darunter be-
findlichen Gewandstück. — Thode, Taf.
561. Der rechte Arm des Crepusculo? — Sehr ähnlich dem
der Statue, nur der Unterarm etwas weniger gebogen. -—
Thode, Taf. 4.
561a. Ein linker Arm (für den Crepusculo ?). Mit angränzender
Rücken- und Brustparthie. — Diese Studie des aufgestemmten
Armes eines offenbar gelagerten Mannes könnte für den
„Abend" gedacht gewesen sein, doch wäre dann freilich die
Haltung der Statue ursprünglich etwas anders geplant ge-
wesen. — Thode, Taf. 3.
562. Der Tag. Es fehlt der rechte Fuss. Unter der Figur ist
das Gewand ganz angedeutet. Die Muskulatur des Rückens,
reicher im Modell, ist in der Statue vereinfacht. Andere
Muskeln zeigen im Modell eine grössere Fülle. Was diesem
grandiosen Modell seine besondere, hohe Bedeutung verleiht,
ist der ausgeführte Kopf, der uns zeigt, wie das im Marmor
nur angelegte Haupt werden sollte. Und dieser gewaltige
Kopf allein würde genügen, die Ächtheit der Studie zu be-
weisen. Keiner der Nachahmer Michelangelos, selbst der
begabtesten, wäre im Stande gewesen, dergleichen zu schaffen;
man vergleiche nur Statuen des Raffaello da Montelupo oder
des Montorsoli oder selbst des Giovanni da Bologna. Und
zudem entspricht der Typus mit dem dicken, gelockten Haupt-
haar, das kappenartig aufsitzt, und gleichen Barte, mit den zu-
gleich schmerzlichen und dräuenden Augen, mit der energischen,
breitrückigen Nase durchaus dem Gefesselten unter dem Knie
des „Siegers", also einer ungefähr gleichzeitigen Schöpfung.
Aber auch dem des einen Bobolisklaven und dem des gleich-
falls damals entstandenen Simsonmodelles, das ich in Bronze-
reproduktionen wiedererkannte (Krit. Unt. II, 297, vgl. auch
 
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