37
mit seiner Hülfe und der des Professors sanae mentis ein grosses fideles
Fest an, bei dem auf einem Jahrmarkt und einem Festessen alle Verdammten
rückhaltlos ihren Liebhabereien sich ergeben dürfen. Ein tolles Treiben ent-
wickelt sich, im Theater wird ein Stück: die zweite Sintflut aufgeführt, in
dem die auf den Berg sich rettenden Religionsfanatiker sich gegenseitig ver-
nichten, zum Schluss aber zwei Riesen den überbleibenden Sehnsüchtigen
den Weg zum Licht und zur Freiheit weisen. Ein rasender, wilder Taumel-
tanz beschliesst das Fest. Die Verdammten kehren zu ihren Qualen zurück.
In Melancholie bleibt Satan zurück, er verlangt nach endlicher Ruhe und
tröstet sich damit, dass er von dem Humoristen das Altentheil erhalten wird.
Aus seinen durch die Lektüre erregten Gedanken erwachend, sucht der
Blick des jungen Königs draussen in der Nacht die Hütten seiner Unterthanen
und gelobt sich, mit aller seiner Kraft die traurigen Gespenster von ihnen
zu scheuchen.
Neben Werken, wie diesen, in denen der Künstler sich selbst eine um-
fassende Rechenschaft über sein Verhältniss zu dem Zeitlichen und Ewigen
ablegt, erscheinen andere wie Parerga oder nähere Ausführungen einzelner
Probleme. So könnte das Schauspiel „Tugend und Teufel“ (Manuskript,
etwa 1897) gar wohl auf dem Jahrmarktsfest der Narren aufgeführt werden. In
einem launigen Vorspiel werden wir in die Hölle geführt, in die Gesellschaft
der Grossmutter des Teufels, die die zweifelhafte Freude des Besuches alter
Jungfern hat, des Teufels, der Eva und eines unterhaltenden Vorlesers, der
die verdammten Seelen trefflich auszufragen versteht und Protokoll über ihr
Wesen und ihre Handlungen führt. Der Teufel übernimmt es, auf Wunsch
seiner energischen Ahne, mit Hülfe Evas, die sich in der Hölle langweilt und
nun im aufgezwungenen Schlafe Mensch wird, einen Doktor der Medizin zu
Fall zu bringen. Dieser, ein braver, weltfremder Mann, ist der Sohn einer
bibelfesten, aber unchristlich selbstgerechten Mutter, die ihre Köchin Johanna
wegen eines Fehltrittes verjagt. Ein geiziger alter Krämer, der die Menschen
hasst und nur am Bösen seine Schadenfreude findet, hat das Mädchen zur
Vergnügungssucht aufgestachelt und dahin irregeleitet, dass sie ihre Unschuld
verlor. Vergebens tritt der Doktor für sie bei der hartherzigen Alten, der
gegenüber er kraftlos ist, ein. Er selbst aber wird von dem Teufel, der die
Gestalt seines Freundes Brücke angenommen hat, besucht und zum Weltleben
verführt. Eva, in der Gestalt der Schwester Brückes, bezaubert ihn ge-
legentlich eines Besuches durch das Spiel ihrer Koketterie und erregt seine
Sinne, vornehmlich durch den Tanz. Von Leidenschaft erfasst, verfällt er in
mit seiner Hülfe und der des Professors sanae mentis ein grosses fideles
Fest an, bei dem auf einem Jahrmarkt und einem Festessen alle Verdammten
rückhaltlos ihren Liebhabereien sich ergeben dürfen. Ein tolles Treiben ent-
wickelt sich, im Theater wird ein Stück: die zweite Sintflut aufgeführt, in
dem die auf den Berg sich rettenden Religionsfanatiker sich gegenseitig ver-
nichten, zum Schluss aber zwei Riesen den überbleibenden Sehnsüchtigen
den Weg zum Licht und zur Freiheit weisen. Ein rasender, wilder Taumel-
tanz beschliesst das Fest. Die Verdammten kehren zu ihren Qualen zurück.
In Melancholie bleibt Satan zurück, er verlangt nach endlicher Ruhe und
tröstet sich damit, dass er von dem Humoristen das Altentheil erhalten wird.
Aus seinen durch die Lektüre erregten Gedanken erwachend, sucht der
Blick des jungen Königs draussen in der Nacht die Hütten seiner Unterthanen
und gelobt sich, mit aller seiner Kraft die traurigen Gespenster von ihnen
zu scheuchen.
Neben Werken, wie diesen, in denen der Künstler sich selbst eine um-
fassende Rechenschaft über sein Verhältniss zu dem Zeitlichen und Ewigen
ablegt, erscheinen andere wie Parerga oder nähere Ausführungen einzelner
Probleme. So könnte das Schauspiel „Tugend und Teufel“ (Manuskript,
etwa 1897) gar wohl auf dem Jahrmarktsfest der Narren aufgeführt werden. In
einem launigen Vorspiel werden wir in die Hölle geführt, in die Gesellschaft
der Grossmutter des Teufels, die die zweifelhafte Freude des Besuches alter
Jungfern hat, des Teufels, der Eva und eines unterhaltenden Vorlesers, der
die verdammten Seelen trefflich auszufragen versteht und Protokoll über ihr
Wesen und ihre Handlungen führt. Der Teufel übernimmt es, auf Wunsch
seiner energischen Ahne, mit Hülfe Evas, die sich in der Hölle langweilt und
nun im aufgezwungenen Schlafe Mensch wird, einen Doktor der Medizin zu
Fall zu bringen. Dieser, ein braver, weltfremder Mann, ist der Sohn einer
bibelfesten, aber unchristlich selbstgerechten Mutter, die ihre Köchin Johanna
wegen eines Fehltrittes verjagt. Ein geiziger alter Krämer, der die Menschen
hasst und nur am Bösen seine Schadenfreude findet, hat das Mädchen zur
Vergnügungssucht aufgestachelt und dahin irregeleitet, dass sie ihre Unschuld
verlor. Vergebens tritt der Doktor für sie bei der hartherzigen Alten, der
gegenüber er kraftlos ist, ein. Er selbst aber wird von dem Teufel, der die
Gestalt seines Freundes Brücke angenommen hat, besucht und zum Weltleben
verführt. Eva, in der Gestalt der Schwester Brückes, bezaubert ihn ge-
legentlich eines Besuches durch das Spiel ihrer Koketterie und erregt seine
Sinne, vornehmlich durch den Tanz. Von Leidenschaft erfasst, verfällt er in