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DIE EPITAPHIEN LUCAS CRANACHS DES ÄLTEREN
UND DES JÜNGEREN

IN Jahr nach seiner Rückkehr aus der mit Kurfürst Johann Friedrich ver-
brachten Gefangenschaft starb Lucas Cranach der Ältere in Weimar im
Hause seiner mit Kanzler Christian Brück verheirateten Tochter. Die an
der Außenwand der St. Jacobkirche befindliche Grabplatte — eine Kopie
nach dem heute im Chor der Stadtkirche befindlichen Original (189) —
lag ehemals wenige Meter davon entfernt auf seinem Grab, inmitten an-
derer Gräber des einst dort befindlichen Friedhofes. Der Grabstein zeigt die lebensgroße Ge-
stalt, zu Füßen sein Wappenschild.

Eine lateinische Umschrift berichtet in wenigen Worten von seinem Leben: »Im Jahre
Christi 1553, am 16. Oktober, starb gläubig Lucas Cranach I., sehr schnell schaffender Maler
und Wittenberger Bürgermeister, der wegen seines tugendvollen Charakters von drei sächsi-
schen Kurfürsten sehr geliebt war, im 81. Lebensjahr.«

In der Wittenberger Stadtkirche fand 1586 der jüngere Cranach seine Ruhestätte. Das Epitaph
(190) im Chor der Stadtkirche schuf für ihn und seine beiden Frauen der ihm befreundete Bild-
hauer Sebastian Walther.

Den Hauptschmuck bildet das wohl schönste mitteldeutsche Renaissancewerk, das Alabaster-
relief der Grablegung Christi (191). Gegenüber den schlichten Worten auf dem Grabstein des
Vaters berichten hier die lateinischen Schrifttafeln93 sehr ausführlich von der Familie und
vom Lebenswerk des Sohnes unter anderem folgendes: »Dem Andenken und der ewigen
Hoffnung Lucas Cranachs, der seinem Vater, jenem deutschen Apelles an Gaben und Kunst-
fertigkeit nacheiferte. Geboren zu Wittenberg, den 4. Oktober 1515, war er mit der erste
unter den Bürgern dieser Stadt und zuletzt sogar Bürgermeister. Er ragte hervor durch Ge-
wissenhaftigkeit, Ansehen, Freundlichkeit und Freigebigkeit, trachtete immer nach Eintracht,
trat beständig ein für die Religion — ein lebendiges Bild seiner Zeit, d. h. der Lutherischen,
und legte seine sterbliche Hülle ab am Tage der Bekehrung Pauli (25.Januar), deren Darstel-
lung das letzte Zeugnis seiner Kunst war, im Jahre 1586.«

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